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Ich brachte vor Überraschung kein Wort heraus. Auf alles war ich vorbereitet auf diesen Namen nicht!

Harst sprach einen englischen Offizier an. Er tat’s wohl nur, um meinen Fragen zu entgehen.

Das Kap der guten Hoffnung, die Südspitze der großen Halbinsel, an deren Nordseite Kapstadt liegt, ist etwa 60 Kilometer lang. Sie bildet mit dem Festland nach Osten zu die Falsche Bai, einen sehr unruhigen Meeresteil, dem die Schiffe gern ausweichen. Gegen neun Uhr abends, umrundete unser Dampfer das Kap. Wir konnten nun jeden Augenblick damit rechnen, daß das Motorboot auftauchte. Es war jetzt völlig dunkel. Harst hatte inzwischen bereits den Kapitän davon verständigt, daß wir wieder von Bord wollten. Harsts Name hatte genügt, den Kapitän sehr entgegenkommend zu machen. Abermals standen wir an der Reling des Promenadendecks und waren nun endlich wieder allein.

„Es ist ja geradezu unglaublich, daß Palperlon schon wieder unseren Weg kreuzt,“ sagte ich zu Harst, der mit seinem Fernglas nach dem Motorkutter ausspähte.

„Diesmal ist’s ein reiner Zufall, mein Alter. Es wird Palperlon wenig lieb gewesen sein, daß Fitzgerald uns zu Hilfe holte. Er gab sich alle Mühe, beim Einbuddeln der Blumenstauden in das Beet sein Gesicht möglichst wenig sehen zu lassen. Hätte er dies weniger auffällig getan, dann wäre ich wohl achtlos an ihm vorübergegangen.“

„Der Gärtner Fitzgeralds!“ rief ich leise. „Unmöglich! Fitzgerald sagte doch, daß er Simpson schon jahrelang beschäftige.“

„Da hast Du falsch gehört. – „Jahrelang kenne“, sagte er. – Er sagte aber auch noch etwas von Simpsons Abenteurernatur. Daher wollte ich nachher das Stubenmädchen, das schon acht Jahre bei Fitzgeralds im Dienst ist, über Simpson aushorchen. Und ich erfuhr so, daß Simpson erst seit neun Tagen wieder den Gärtnerposten innehätte, daß er aber schon einmal vor drei Jahren ein paar Monate bei Fitzgeralds diese Stellung bekleidete, die er jedoch aufgab, weil er sich mit Edward Pook nicht vertrug. Pook hatte Simpson sogar einmal beschuldigt, sich nachts heimlich in der Villa herumzudrücken und dann überraschte er ihn wirklich ein andres Mal und jagte ihn mit der Reitpeitsche von dannen. Nach diesem Vorfall kündigte Simpson und verließ Rondebosch,

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)