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obwohl Fitzgerald große Stücke auf ihn hielt. – Du weißt nun also, daß Palperlon gleich nach dem mißglückten Streich an der Rätselbrücke im Sululande, wo er freilich unsichtbar blieb, sich hier nach Kapstadt gewandt hat. Die „Rose von Rondebosch“ stach ihm in die Augen. Kein Wunder – ein solcher Edelstein! – Fitzgerald nahm ihn gern auf, ahnte nicht, wen er als „Gärtner“ einstellte. Hier trifft die Redensart „den Bock zum Gärtner machen“ beinahe zu. Für Palperlon war es nicht schwer, den Stein zu stehlen, da er ja fraglos in der Villa von früher her gut Bescheid wußte, als er sich mit demselben Plane beschäftigt hatte. Edward Pook wird damals durch seine Wachsamkeit alle Anschläge Palperlons auf den Edelstein vereitelt haben. Deshalb auch Palperlons Haß gegen ihn, deshalb jetzt der Knopf hinter dem Glaskasten und – Pooks jäher Tod.“

Ich hatte mit atemloser Spannung gelauscht.

„Also ist der arme Mensch wirklich ermordet worden!“ meinte ich erregt.

„Nein. Nicht ermordet.“

„Ja, – aber wie soll ich dann Deine Bemerkung verstehen, daß als Folge von Palperlons Haß –“

„Dort – der Motorkutter!“ rief Harst. „Vorwärts! Der Steward soll unsere Koffer an das Fallreep schaffen. Der Kapitän läßt schon beidrehen.“


Der Kutter konnte bei der ruhigen See bequem längsseit kommen. Wir stiegen hinüber, winkten dem Kapitän des „Shurrfield“ noch einen letzten Gruß zu und wurden nun von Fitzgeralds Freund Treebram begrüßt, der uns in die kleine Kajüte führte, wo wir es sehr behaglich hatten. Treebram war Ingenieur beim Hafenamt in Kapstadt und wußte uns manches Interessante über die Kapkolonie zu erzählen, wo er nun bereits zwanzig Jahre weilte.

Ich war sehr müde und nickte bald in der Ecke des Wandsofas ein. Hin und wieder erwachte ich wohl, konnte aber vor Zigarettenrauch Harst und Treebram kaum noch erkennen, so dick hatten die beiden die Kajüte vollgequalmt.

Der Kutter fuhr die Ostküste der Kaphalbinsel entlang und legte dann kurz nach 2 Uhr morgens am Nordufer des Muizenberg-Salzsees an, der mit der Falschen Bai durch einen Kanal in Verbindung steht. Hier am Ufer des Salzsees

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)