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wartete ein von Treebram besorgtes Auto auf uns, das uns auf der tadellos gepflegten Fahrstraße nach Rondebosch brachte. Wir stiegen schon vor dem Villenorte aus. Der Kraftwagen setzte den Weg nach Kapstadt fort.

Ich war jetzt ganz frisch. Der Schlaf in der Kutterkajüte war mir gut bekommen. Wir fanden uns in Rondebosch unschwer zurecht. Genau um 3 Uhr morgens kletterten wir über die Parkmauer der Villa Fitzgeralds und schlichen nun mit größter Vorsicht auf das Gärtnerhäuschen zu.

Dieses stand neben dem Parktor, war ein sauberer kleiner Ziegelbau mit flachem Pappdach und sah ganz wie ein nettes Sommerhaus aus. Zwei der Fenster nach dem Parke hin waren matt erleuchtet. Da sie kaum 11/4 Meter über dem Erdboden lagen, konnten wir durch das eine, dessen Vorhänge nur halb geschlossen waren, bequem in die Stube hineinlugen, in der auf dem Nachttischchen neben einem einfachen Bett eine kleine elektrische Stehlampe mit gelbem Stoffschirm brannte.

Ein einziger Blick genügte: in dem Bett lag, nur mit einer Decke zugedeckt, ein Mann – Palperlon in der Maske, die er hier als Gärtner Simpson trug. Vor dem Bett wieder bemerkte ich eine Zeitung, die offenbar Palperlons Händen beim Einschlafen entfallen war.

Harst schwang sich schon auf die Fensterbrüstung. Die oberen Fensterflügel waren weit offen. Ganz geräuschlos schob er auch den Riegel der unteren auf, mit dem Arm hindurchlangend.

Der Weg war frei.

„Wir packen ihn sofort,“ flüsterte Harst. „Du nimmst Dich der Beine an. – Da – er schnarcht! Er kann uns nicht entgehen!“

Ich war derselben Überzeugung. Ich dachte: diesmal habt ihr ihn sicher. Und – hatten wir ihn, dann würde endlich eine angenehmere Zeit für mich beginnen, denn dieser Kampf gegen Freund James kostete Nerven.

Harst kletterte als erster hinein, trat sofort zur Seite, um mir Platz zu machen. Ich packte das Fensterkreuz, saß nun auf dem Fensterbrett, wollte mich langsam auf die Zimmerdielen hinablassen.

Da – links von mir ein dumpfer Krach und gleich darauf ein Ächzen. Ich schaute hin; ich sah, wie Harst wie ein Klotz umfiel; sah einen Mann irgend eine Waffe schwingen,

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)