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Er stellte die Laterne auf ein Faß, setzte sich auf ein anderes und rauchte ein paar Züge einer gut riechenden Zigarre, wobei er abwechselnd mich und Harst angrinste. Wir kehrten ihm halb die Gesichter zu und brauchten die Köpfe nur wenig zu drehen, um ihn voll vor uns zu haben.

Sein höhnisches, gemeines Grinsen entsprach ganz seinem Maske als Gärtner. Daß dieser Mensch ein vorzüglicher Schauspieler und Verkleidungskünstler war, wußten wir ja längst.

„Eine ganz nette Überraschung für Sie!“ begann er dann in etwas hartem, aber fehlerfreiem deutsch. „Ja – so ein bißchen schlauer als Harald Harst bin ich doch noch zuweilen. Ihre Abreise kam mir gleich verdächtig vor. Der gute Fitzgerald hat es auch etwas ungeschickt angestellt, als er mit seinem Freunde Treebram des Motorkutters wegen verhandelte. Da erst merkte ich, daß man den braven, alten Simpson durchschaut hatte und daß es für ihn ratsam war, für Harsts und Schrauts Empfang so einige Zurüstungen zu treffen. Daß Sie beide nicht mit der Polizei gemeinsam arbeiten würden, wußte ich. Ich brauchte also eine Umstellung meines Häuschens nicht zu fürchten. Die Puppe im Bett mit dem aus Lehm gekneteten Kopf und das Schnarchen taten das ihrige. Und ein Sandsack besorgte den Rest als beste Schlagwaffe. Nun hängen Sie hier im Sämereikeller meines Häuschens. Was fange ich mit Ihnen an? Ich habe allen Grund, Ihnen erneut zu zürnen. Die Geschichte mit der Muwuru-Mine haben Sie mir ja gründlich verdorben! Recht geheuer kam mir die ganze Sache dort von vornherein nicht vor. Ich ließ daher auch den braven Morrisson die Kastanien aus dem Feuer holen. Jetzt wollten Sie mir hier wieder Schwierigkeiten machen, nachträgliche Schwierigkeiten, denn die „Rose von Rondebosch“ habe ich ja bereits. Im Vertrauen: die Nachschlüssel hatte ich mir schon vor drei Jahren hier angefertigt. Doch damals klappte die Sache nicht. Wissen Sie, warum, Herr Harst?“

Harst schüttelte den Kopf. Auch er hatte einen Knebel im Munde.

„Ich kann es Ihnen ruhig sagen,“ grinste Palperlon. „Die Schlüssel paßten damals nicht ganz. Ich mußte sie noch ausprobieren und nachfeilen.“

Dann faßte er in die Tasche und – holte den Stein hervor,

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)