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der gerade den Schlüssel im Schloß umdrehte. Dann trat er auf Harst zu, leuchtete ihm ins Gesicht.

„Haben Sie die Polizei herbestellt?“ fragte er mit unheimlicher Ruhe.

Ich beobachtete, wie Harst nickte.

„Ah! – Also haben Sie damit selbst Ihr Todesurteil unterzeichnet!“ rief Palperlon leise. „In demselben Moment, wo die Häscher an die Tür donnern, gibt es hier zwei Tote!“

Er stellte die Laterne auf das eine Faß.

Mir trat eisiger Schweiß auf die Stirn. Garner mußte die Umzingelung geradezu lächerlich ungeschickt vorgenommen haben! – Ich hatte nur einen Wunsch, daß man uns hier unten nicht suchen möchte! Aber das war ein ziemlich zweckloses Wünschen! – Ich schaute nach Harst hin Er – hatte die Augen mit den Lidern bedeckt! Sein Gesicht verriet auch nicht eine Spur von Aufregung.

Minuten verstrichen. Palperlon hatte jetzt in der Rechten einen Revolver, lehnte am Türrahmen und starrte vor sich hin.

Dann – Harst hatte den Rest des Knebels mit der Zunge wieder herausgestoßen, begann zu sprechen.

„Palperlon, ich würde Sie hier vielleicht schonen!“ sagte er gelassen.

Der Verbrecher fuhr hoch. Er mußte mit seinen Gedanken in weiten Fernen gewesen sein.

„Hören Sie mich ruhig an, Palperlon. – Niemand hier weiß, daß Sie Palperlon sind. Mein Wort darauf. Ebenso wenig weiß jemand bisher, wer der Dieb ist. Ich hatte nur Anweisung gegeben, das ganze Dienstpersonal Fitzgeralds zu verhaften, falls wir bis heute 8 Uhr morgens den Ingenieur Treebram nicht angeläutet haben sollten. Das ist die volle Wahrheit.“

Palperlon trat einen Schritt vor. Man merkte, daß er erleichtert aufatmete.

„Ich glaube Ihnen, Herr Harst,“ sagte er hastig. „Was weiter?“

„Nun – unter diesen Umständen wäre es doch ein Unsinn, wenn Sie uns hier erschießen wollten. Sie haben die „Rose von Rondebosch“ gestohlen. Händigen Sie sie mir aus, und Ihnen wird dieses Diebstahls wegen nichts geschehen. Ich werde dann weiter verschweigen, wer Sie sind und wer

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)