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der Dieb gewesen ist. Ich könnte Ihnen diese Schonung aber nur dann angedeihen lassen, wenn Sie mir versichern, daß Sie hier nicht etwa noch andere Schandtaten begangen haben oder begehen wollen. Geben Sie diese Versicherung ab, die natürlich auch auf Wahrheit beruhen muß, dann bewillige ich Ihnen eine Woche, um von hier zu verschwinden. Nach diesen acht Tagen sind wir Feinde wie bisher. – Schnell – entscheiden Sie sich! Sie müssen uns losgebunden haben, bevor man hier eindringt. Nur dann kann ich alles harmlos erklären.“

„Und die Millionen dort in dem Mauerversteck?“ fragte Palperlon schnell.

„Die gehen Ihnen allerdings verloren. Aber was besagt das gegenüber der Aussicht, als freier Mann Kapstadt zu verlassen!“

Palperlon hatte die Lippen aufeinander gepreßt. Er kämpfte mit sich. Dann rief er:

„Gut – es sei! Ich versichere, daß ich hier lediglich den Edelstein gestohlen habe!“

„Und ich,“ erklärte Harst nun, „gebe Ihnen mein Wort, meine Zusagen zu halten, falls diese Versicherung richtig ist. – So. Simpson nun schnell! Schneiden Sie uns los. Es ist höchste Zeit. Ich höre oben im Hause bereits Schritte.“

Palperlon gehorchte, reichte dann Harst den Edelstein und meinte: „Ein schlechtes Geschäft für mich! Nun kann ich von vorn anfangen. All mein sauer verdientes Geld bin ich los!“

Nichts bewies die geradezu ungeheuerliche Abgebrühtheit dieses Verbrechers besser als dieser Ausspruch!

Wir gingen jetzt nach oben. Die Kellertreppe mündete im Hausflur. Kaum waren wir hier angelangt, als links eine Tür aufgerissen wurde. Inspektor Garner stand vor uns, prallte sofort zurück, rief:

„Ah – da sind Sie ja!“ Dann runzelte er ärgerlich die Stirn. „Herr Harst, was soll dies alles bedeuten? Wozu mußte ich –“

Hinter ihm tauchten Fitzgerald und Treebram auf.

„Gott sei Dank!“ meinte Fitzgerald. „Ich war Ihretwegen schon in ernstester Sorge, meine Herren!“

„Das war unnötig,“ erklärte Harst mit liebenswürdigem Lächeln. „Der wackere Simpson hatte uns bei sich versteckt, unten im Keller. Wir haben leider die Zeit verschlafen.

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)