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„Bleiben Sie noch eine Weile ruhig liegen, Master Pook. Sie dürften zu schwach sein, aufzustehen. – Eine Frage: hat Ihnen gestern mittag jemand den Basuto-Götzen zum Kauf angeboten?“

„Ja. Ein alter Matrose,“ erklärte Pook matt.

„So stimmt also auch diese meine Vermutung,“ nickte Harst. „Palperlon, geben Sie zu, dieser Matrose gewesen zu sein?“

„Leugnen hätte kaum Zweck, Herr Harst,“ sagte der große Verbrecher mit einer weltmännischen Verbeugung. „Ich kann nur abermals erklären: Sie leisten stets mehr, als ich in Rechnung ziehe. Daß Sie auch hinter das Geheimnis des Götzen gekommen seien, ahnte ich nicht. Meine Versicherung, lediglich den Stein gestohlen zu haben, war falsch. Sie haben mich also mit gutem Recht festgenommen.“

Dann ließ Garner Palperlon nach Kapstadt schaffen, fuhr selbst im Polizeiauto mit. Auch Treebram brach sehr bald auf. Wir begleiteten ihn bis ans Parktor. Als wir nun, Fitzgerald in der Mitte zwischen uns, der Villa wieder zuschritten, sprach dieser Harst nochmals seinen Dank für die Wiederherbeischaffung der Rose von Rondebosch in geradezu überschwenglichen Worten aus.

Harst blieb plötzlich stehen.

„Herr Fitzgerald,“ sagte er mit einem seinen Lächeln, „Sie danken mir da für etwas, was kaum 1000 Mark Wert haben dürfte.“

Fitzgerald erbleichte.

„Wie – wie meinen Sie das?“ stammelte er.

„So, wie ich es sage. Die Rose von Rondebosch existiert nicht mehr, Herr Fitzgerald! Sie waren vor einem halben Jahr in bösen Geldkalamitäten infolge der Verschwendungssucht Ihrer Frau. Da haben Sie heimlich den Stein in vier Steine zerlegt, diese selbst geschliffen und durch Edward Pook in Amsterdam verkaufen lassen. Als diese vier prächtigen, so seltenen rosa Diamanten dann in den Handel kamen, berichteten die Zeitungen darüber, und in diesen Artikeln war auch erwähnt, daß ein Fremder, der einen falschen Namen angegeben hätte, die Steine veräußert habe, die in der Farbe genau mit der berühmten Rose von Rondebosch übereinstimmten. – Dieser Fremde war eben Ihr Neffe, Herr Fitzgerald, den Sie ins Vertrauen gezogen hatten. Hier hinter kam ich

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)