Anzahl von Tagen oder Jahren. Der Werwolf hat mit der Umwandlung auch Stimme und Wildheit, Blutgier und Gefräßigkeit des Wolfes erhalten und raubt Vieh und Menschen.
Der Bär erscheint in Sagen und Märchen als Geist, auch als neckisches Nachtgespenst und als Verwandlung von Zwergen; in Tirol kennt man ihn als das einen geisterhaften See bewohnende Ungetüm. Bekannt ist er auch als Hülle eines glänzenden Königssohnes.
Der Hirsch tritt besonders in alten Sagen auf, sowohl in der griechischen als in der nordischen Sage. Genoveva rettete ihren Knaben durch die Hilfe der Hirschkuh. Hirsche führen die Jäger irre und zeigen ihnen einen heilkräftigen Born oder eine heilige Stelle. Sagenhafte Bergstiege und weite Sprünge erzählt man sich von ihnen (Hirschsprung bei Berlebeck in Lippe).
Wie der Löwe als leuchtendes Beispiel der Treue, Dankbarkeit und Ergebung hingestellt wird, zeigt uns so recht die Sage von Heinrich dem Löwen, der einen Leuen von einem bösen Lindwurm befreit, den Drachen tötet und von nun an den dankbaren Löwen als treuen Begleiter findet, der ihm in der langjährigen Einsamkeit eines großen Waldes lebenserhaltende Dienste leistet. Als der Herzog endlich abreist und den Löwen zurücklassen will, schwimmt dieser ihm nach und erreicht das Schiff, das lange auf den Wogen umhertreibt und ihnen keine Hoffnung auf Rettung bietet. Da erscheint der Teufel, ihn zu retten. Nach langer Weigerung des Herzogs einigen sie sich endlich: der Satan bringt den Fürsten auf den Giersberg bei Braunschweig, dann will er den Löwen nachholen; trifft er bei der Rückkehr den Herzog schlafend, so ist dessen Seele sein. Der todmüde Herzog schläft wirklich ein, worauf der Teufel gerechnet hatte; aber sein treuer Löwe rettet ihn auch hier. Vor der Ankunft erhebt er oben in der Luft ein heftiges Gebrüll, weckt dadurch den Herzog, rettet ihm also das Leben und endlich den Thron und nimmt den argen Fall – der Satan läßt ihn vor Zorn aus der Höhe niederstürzen – gern in Kauf.
Den Hund kennt die heutige Sage vor allem als großes schwarzes Untier mit glühenden Augen, die Dorfstraßen und besonders die Kreuzwege unsicher und unheimlich
Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)