machend. Schon die Griechen fürchteten den dreiköpfigen Cerberus, den Höllenhund. Auch die nordische Sage berichtet von Hunden; sie sind u. a. Begleiter der Nornen. Oft tritt er noch heute als Hüter unterirdischer Schätze und verzauberter Jungfrauen auf. Gespenstische Hunde sind meistens groß wie ein Kalb, springen auch dem Wanderer auf den Rücken und hetzen ihn fast zu Tode. An Kreuzwegen, vor einem Hufeisen, in der Nähe der Kirche verschwinden sie wieder.
Welche Bedeutung die Katzen im ägyptischen Kultus hatten, ist bekannt; auch bei uns wurden ihnen allerlei prophetische Gaben beigelegt. Sie gelten in unserer Volkssage als Verwandlungen von Hexen, besonders die schwarzen Katzen; überhaupt ist eine Hexe ohne Katze schier undenkbar. Sie sind auch oft Gespenster und Hüter von großen Schätzen.
Das Schwein erscheint als Nachtgespenst und Hexentier; es ist rot und mürrisch, grunzt und lärmt, hat oft feurige Augen, rennt wütend durch die menschlichen Siedelungen, wächst ins Riesenhafte und fliegt selbst durch die Luft. Die germanische Mythologie kennt die goldborstigen Eber Freias; ein Eber tötet auch den wilden Jäger Hackelbernd.
Noch heute denkt sich die Volkssage den Teufel oft unter der Gestalt des Ziegenbockes, den jener auch zu seinen Ritten benutzt. Die alten Griechen und Römer erzählten sich von Wesen, die den Ziegen einen Teil ihres Leibes entlehnt hatten, nämlich von Faunen und Satyrn. Der Wagen des Thor oder Wodan wird von Ziegenböcken gezogen. Ziegen gelten noch jetzt als verwandelte Menschen, und manche Sage berichtet davon.
Auch das Schaf oder der Widder kann als Nachtgespenst erscheinen, bedroht dann die Begegnenden mit den Hörnern und wirft ihnen Steine nach. In Österreich kennt man das Schaf auch als verwünschten Königssohn.
Der Stier war bei den Ägyptern ein heiliges Tier; selbst die Hebräer fingen den Stierdienst öfter an. Zeus verwandelte sich in einen Stier, um die Europa zu entführen. Auch in einem norwegischen Märchen entführt ein Stier eine Königstochter, allerdings um sie zu retten. Der Riese Ymir der nordischen Sage ernährte sich aus den vier Milchströmen, die der Kuh Audhumbla entflossen. In der Schweiz erzählt man sich Sagen, in denen ein
Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)