spitzen Zähne nach oben, oder ein Messer ebenso hält, so verwundet sich der Alp und man kann die Blutspur verfolgen.
Aber nicht nur Menschen, sondern auch Tiere werden vom Alp gequält, der besonders gern Pferde reitet, die dann morgens abgemattet und schweißtriefend im Stalle stehen. Gewisse Segen und Flüche verscheuchen den Alp.
Da der Träumende in der beängstigenden Last des Alps oft bekannte Personen sieht, so ist damit eine der Hauptursachen des Hexenglaubens gegeben. Der Erwachende glaubt dann in der vermeintlich gesehenen Person einen ihn und auch allgemein schädigenden Menschen zu erkennen. Noch heute ist der Hexenglaube nicht ausgestorben, noch heute gibt es außer dem Brocken in jeder Gegend noch Hexenberge, auch gewisse Kreuzwege, wo die Hexen ihre Zusammenkunft halten. Aus allerlei zauberkräftigen Dingen, unter Hersagen von Spruch und Lied bereiten sie etwas Schädigendes, den Hexentrank; aber schon durch ihren bösen Blick können sie schaden. Sie bewirken Haß und Liebe, langsames Hinsiechen, Versetzung von einem Ort an einen anderen, Sturm, Unwetter, Mißwachs, jedoch auch das Heilen von Krankheiten. Für alle Erkrankungen an Menschen und Vieh, für jeden Schaden in der Natur, besonders den dem Bauern zugefügten, sind die Hexen verantwortlich gemacht. Besonders zu gewissen Zeiten bringen sie dem Menschen und der Natur Unheil. So streifen sie in der Maiennacht den Tau vom Grase, um es für den ersten Weidegang der Kühe zu verderben, so zerknicken sie im Sommer das Korn u. a. Die Sage von den Naturgeistern spielt schon in diesen Hexenglauben hinein.
Literatur: Alp, Vampyr, Mahr. K. Knauthe, Das Alpdrücken in Preußisch-Schlesien (Am Urquell. II. 1891. S. 71 f.) – P. Schikowsky, Die Mahre im Volksglauben der Masuren (Ausland. LXIV 15. 1891. S. 294–296). – H. F. Feilberg, Der Vampyr (Am Urquell. III. 1892. S. 331–335). – F. A. Tscherning, Albsagen vom Schönbuch (Reutlinger Geschichtsbl. VIII. 1897. S. 20–25). – St. Hock, Die Vampyrsagen und ihre Verwendung in der deutschen Literatur (Forschungen zur neueren Literaturgesch. XVII. Berlin 1900). – J. Schrijnen, Nachtmerrie (Volkskunde [Niederländ. Zeitschrift]. XIV. 1902. S. 1–4). – P. Drechsler, Die Druck- und Quälgeister im schles. Volksglauben. Progr. d. Gymnas. Zaborze. 1904.
Die Natur mit ihrem ewigen farben- und erscheinungsreichen Wechsel übte von jeher auf das menschliche Gemüt
Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/70&oldid=- (Version vom 31.7.2018)