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f. Volksk. I. 1897. S. 198–201). – Herm. Hartmann, Teufelsagen a. d. Osnabrückschen (Niedersachsen. V. 1899. S. 287). – A. Haas, Sagen und Erzählungen vom Teufel (Blätter f. pomm. Volksk. X. 1902. S. 115–119). –


Hölle und Himmel. Matthias, Die Hölle in der volkstümlichen Überlieferung (Wissenschaftl. Beil. d. Leipziger Zeitung. 1891. Nr. 140). – Matthias, Der Himmel in der volkstümlichen Überlieferung (Ebde. Nr. 93). –


Der Alp ist eine aus dem Seelenglauben unserer Vorfahren hervorgegangene mythische Gestalt, die Seele eines Menschen, die während des Schlafes den Körper verläßt und einen andern drückt und quält, indem sie sich auf seine Brust oder seinen Hals setzt. Die natürliche Ursache, der Druck auf den für die Atmungsorgane fungierenden nervus vagus, hervorgerufen durch unbequeme Lage, vollen Magen u. a. erkannten unsere Ahnen natürlich nicht. Sie bemerkten nur die äußeren Erscheinungen, das beängstigende Gefühl, die erstickende Last, die Unmöglichkeit freier Bewegung und des Gebrauchs der Stimme. Die erregte Einbildungskraft sah darin einen mißgestalteten Kobold, der oft einem Vogel, einem rauhbehaarten Tier, bald einem Pudel, einer Katze, bald irgend einem fremdartigen, überaus häßlichen Tiere gleicht, auch wohl wie Rauch und Dunst, meistens aber in menschlicher Gestalt erscheint. Ja, es sind oft bekannte, geliebte und nahestehende Menschen, die einen quälen, vor allem weibliche Personen, weshalb sie in einigen Gegenden ausdrücklich Waldriderske genannt werden. Sie heißen sonst Alp, Mahr, Trude, Tockele, im Saterlande Weilriderske, in Wangeroog Bockhexe, Ridimär oder Wolrider. Ein weiter verbreiteter Name, besonders in der Schweiz, ist Schrettlig, Schrettele, im Althochdeutschen Skrat (d. h. haarig, lat. pilosus), im Mittelhochdeutschen Schrat. Im Polnischen heißt heute noch ein die Haare verwickelndes Ungetüm Skzot. Wegen der damit bezeichneten Eigenschaft reihte Grimm den Alp den behaarten und struppigen Korndämonen ein. Schon die Griechen kannten dieses Mythenwesen als Ἐφιάλτης, die Römer als incubus, die Franzosen nennen es cauchemar, die Engländer night-mare.

Wenn das Schlüsselloch verstopft ist, kann der Alp nicht entweichen, er wird gefangen und muß seine wahre Gestalt offenbaren. Wenn man eine Hechel auf die Brust legt, die

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Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)