sie aus ihrem geliebten Heime, und bald humoristisch, bald wehmütig klingen die Geschichten von des Volkes Überfahrt in ein anderes Land.
Die Nixen sind Wassergeister (althochd. nichus, angels. nicor, altnordd. nykr, nieders. nücker, dän. nök, schwed. neck), meist weiblichen Geschlechts. Der mehr einzeln auftretende männliche Vertreter dieser Gattung heißt Nicker, Nickel- oder Wassermann, gleicht einem kleinen, häßlichen, ältlichen Mann mit großem Bart, entstellten Ohren und Füßen und mit Fischzähnen. Der grausame und rachsüchtige, gern Mädchen raubende Nickel kann sich auch in einen Fisch, in ein Roß oder einen Stier, in eine Kröte und in noch manche andere Tiere verwandeln. Oft ist die ganze Gestalt grün, oft nur die Haare, Zähne oder Kleider; unter seiner Kleidung sind einige Fischschuppen verborgen. Der menschlichen Geliebten erscheint er anfangs kalt, wird aber an ihr bald warm, schenkt Perlen und Edelsteine. Der Zustand des von ihm in Hoffnung gekommenen Mädchens bleibt dem menschlichen Auge verborgen, er steht dem Mädchen aber in schwerer Stunde bei und nimmt das Kind mit ins Wasser (Oberpfalz). Die Wassermänner wohnen oft in Kristallpalästen mit prächtigen Gemächern, leben von Fischen und Krebsen, zuweilen aber auch von Nahrung, welche sie von Menschen zu erhalten suchen. Sie stehen mit den Erdmännchen, Bergzwergen und sonstigen Unterirdischen in Verbindung. In manchen Sagen hat die Wohnung der Wassermänner sogar einen schönen Garten mit herrlichen Bäumen und köstlichen Früchten. Oft hört man Rufen und Klagen vom Ufer her. Das tut der Wassermann. Sein Erscheinen verkündet in einigen Gegenden, daß demnächst ein Mann im Wasser verunglücken werde. In manchen Gegenden ist er ein Kinderschrecken; man warnt die Kinder, ins Wasser zu sehen, ein böser Mann säße darin, der sie hinabziehen werde, indem er sie unverwandt anschaue und ihnen winke. In einigen Sagen, in denen das Wesen der Erdmännchen mit dem der Wassermännchen wohl verwischt ist, arbeiten letztere auch, meistens für Menschen: sie flicken Stiefel, hauen Holz, schneiden, verrichten landwirtschaftliche Arbeiten u. a. m. Werden sie dafür belohnt, so stellen sie ihre Tätigkeit ein.
Der Wasserman der See ist der Klabautermann (von klabastern, d. h. schlagen, poltern, klopfen, Lärm machen). Es
Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/78&oldid=- (Version vom 31.7.2018)