durch zerbrochene Fenster oder andere Öffnungen aus- und einschlüpfen. Dort wird ihnen auch oft ein regelrechtes Nest als Bett bereitet oder ein Topf mit Grütze auf den Boden gestellt, wozu ihnen ein Stück Butter sehr lieb ist. Wollen sie den Hausleuten wohl, so verrichten sie über Nacht alle Hausgeschäfte; geht es nicht anders, so berauben sie[WS 1] wohl gar die Nachbarn ihres Hauswirts, um diesem Vorteil zu bringen; sind sie aber böse, so spielen sie den Hausbewohnern oft so arge Streiche, daß diese Haus und Hof verlassen, wobei es ihnen aber nicht immer gelingt, den Kobold los zu werden, welcher sich auf den Wagen setzt oder in den Besen verkriecht und mit in die neue Wohnung übersiedelt. Die Heinzelmännchen oder Puke verschiedener Nachbarn leben oft in Feindschaft miteinander, prügeln, schelten und befehden sich.
Die in den Bergwerken vorkommenden Kobolde erscheinen in graulederner Tracht, auch als Bergknappen, haben Wettermäntel, kleine runde Hütchen oder eine Spitzmütze, lange Bärte, sind meist bucklig, aber trotz hohen Alters immer rührig und sehr stark. Sie helfen den Bergleuten besonders während der Mittagsrast und in der Nacht, spitzen Schärfeisen, härten Fäustel und Bohrer, entzünden frommen Knappen erlöschte Berglichter, zeigen reiche Adern und Gänge, halten den Einbruch wilder Wasser, den Einsturz der Stollen, das Entzünden giftiger Schwaden auf. Schlimme Burschen töten sie durch Dünste, Wasser, Einbrechen oder Sturz in Abgründe, schaden auch durch Versenken der Erznester. Sie sind dem Christentum abhold und haben sich davor mit den Erzen tief ins Innere des Berges zurückgezogen.
Literatur: Bergmannssagen. J. Krainz, B. in Steiermark (Die Heimat, hrsg. v. Ziegler. V. 1880. Nr. 12, 15, 25). – Fr. Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen mit einem Vorwort von Anton Birlinger. Freiberg 1882. Neue [Titel-] Aufl. 1888. – W. Peiter, Der Berggeist der erzgebirglichen Bergleute (Zeitschrift f. österr. Volkskunde. II. 1896. S. 178–180). – K. Reuschel, Über Bearbeitungen der Geschichte des Bergmanns v. Falun (Studien z. vgl. Lit. Gesch. III. 1902. S. 1–28). – J. Lowag, Schlesische Volks- u. B. Freudenthal [1902]. –
Schatzsagen. Sch. u. Schatzerzählungen aus d. Umgegend von Leipzig. Leipzig 1865 [S.-A aus den Leipziger Nachrichten]. – F. Lachmann, Der unterirdische Schatz in Ueberlingen (Alemannia
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Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)