das selbständige Teanum oskisch auf „Tianud“; die föderierten Griechenstädte Campaniens auf ihre Stadtnamen in griechischen Lettern; endlich Rom und keine andere Stadt an seiner Stelle auf ROMANO und ROMA. Bestände darüber, dass die mit letzteren Aufschriften geprägten[WS 1] Münzen römische sind, noch für irgend Jemanden der leiseste Zweifel, so muss er ihm schwinden angesichts der Tatsache, dass diese Münzung sich nur als ein Teil darstellt eines gross angelegten Systems, das in seinem Edelmetalle, seinen Schwergeldreihen und Barren ganz Campanien und Latium mit den für beide passenden Münzgattungen versorgte. Ein solches System eignet nicht der Kompetenz einer auf ihr kommunales Gebiet beschränkten Stadtverwaltung; es ist vielmehr das umfassende System der obersten Staatsgewalt, die in der Verschiedenartigkeit der gebotenen Münzsorten der nationalen und wirtschaftlichen Verschiedenheit der ihr unterstehenden Gebiete Rechnung tragend einem jeden derselben bietet, was seine Eigenart erfordert, den Gemeinden des Südens geprägtes Edelmetall, denen des Nordens gegossenes Schwergeld.
Es ist eine auffallende Erscheinung wie wenig vielfach auch von sonst kompetenten Kennern antiker Monumente für die Beurteilung des Beginns der römischen Libralwährung die Stilkriterien in Rücksicht gezogen worden sind. Nachdem bereits Lanzi und später Eckhel den Irrtum zurückgewiesen hatten als ob die ältesten Asse der römischen Königszeit entstammen könnten, fielen Marchi und Tessieri, die Verfasser des 1839 erschienenen Werkes „l’Aes grave del Museo Kircheriano“, in diesen Irrtum zurück. Mit Recht wies daher Cavedoni in seiner demnächst erschienenen Rezension dieses Werkes zur Widerlegung auf die Tatsache hin, dass die um 600 v. Chr., also in der Tat zur römischen Königszeit, beginnende grossgriechische Münzung alle Stufen der Stilentwickelung durchlaufe von archaischen Anfängen bis zu der um das Jahr 400 erreichten höchsten Vollendung der Kunst, wohingegen das römische und mittelitalische Schwergeld keine solche in einer Entwickelung begriffenen Formen, sondern von Anfang an einen fertigen und in sich abgeschlossenen Stil aufweise.
Dieser Gesichtspunkt ist festzuhalten. Die Typen des Schwerkupfers bewegen sich überdies in Formen, die einer schon seit längerer Zeit geübten und hergebrachten Stilisirung entsprechen. Schon diese Wahrnehmung hätte genügen müssen sie in eine erheblich nach dem Jahre 400 liegende Zeit zu verweisen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Errata: „S. 11 Zeile 4/5 von oben statt gegrägten lies geprägten.“
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)