gerade im Bereiche der ältesten römischen Münztypen als nachteilig erwiesen.
Es ist leicht nachzuweisen wie der Kopf der Didrachme mit dem phrygischen Helm allmälich umgebildet wurde zu dem Romakopf des Denars im attischen mit Greifenkopf und Flügeln gezierten Rundhelm. Dieser Nachweis, der die Beigabe von Abbildungen erfordert, soll in meinem Hauptwerke geführt werden. Gerade die von der Archäologie bisher zurückgewiesene Darstellung der Roma beherrscht aber die ältere römische Münzung. Allerdings ist es richtig, dass die Zeit vor dem Jahre 300 eine zu frühe ist um schon für sie eine „Divinisation“ der Roma zuzulassen. Es handelt sich aber auch nicht um Divinisation, sondern um Personification und gerade der letztere Begriff eignet der um das Jahr 300 für Italien massgebenden griechischen Kunst. Als sitzende Figur begegnet Roma von der Pistis gekrönt zum ersten Male um 275 v. Ch. auf der bekannten Didrachme der epizephirischen Lokrer; hier sind beide Gestalten durch die Aufschriften ΡΩΜΑ und ΠΙΣΤΙΣ gesichert. Der Romakopf des Denarhelms ist gebildet aus den Elementen einerseits des phrygischen Helms, andererseits des Bellonahelms der römischen Unze, auf der diese Göttin im attischen Rundhelm (letzterer noch ohne Flügel) dargestellt erscheint.
Auch der Kopf der Unze der römischen Serie war bisher verkannt worden. Ganz von selbst versteht es sich, dass in der ursprünglichen Sechs-Götter-Reihe dieser Serie Minerva nicht zweimal dargestellt ist, einmal auf dem Triens im korinthischen, sodann auf der Unze im attischen Helm. Beides sind verschiedene Gottheiten. Nicht minder versteht es sich aber auch, dass die erste Darstellung der Roma nicht auf dem aller untergeordnetsten Nominal, der Unze, und nicht als Bestandteil einer Götterreihe erfolgt ist. In der römischen Libralserie bis einschliesslich des Sextans fehlt das kriegerische Prinzip; es fehlt Mars. Die Lücke ist ausgefüllt auf der Unze durch seine Vertreterin Bellona. Einen oder den Anderen wird der selten gehörte Name befremden. Zur Zeit der Latiner und Samniter Kriege war er ein oft gehörter Name. In der uralten Devotionsformel „O Jane, Jupiter, Mars pater, Bellona, di indigetes, di novensides! etc.“ ist Bellona eine der vier namentlich angerufenen Gottheiten, alle übrigen Götter verschwinden in den den Schluss bildenden Gruppennamen. Im Jahre 296 bei schwerer Bedrängnis in Etrurien gelobte Appius Claudius Caecus der Bellona einen Tempel.
Mithin erscheint der Romakopf des Denars als ein bereits aus verschiedenen Elementen umgestalteter Romatypus. Ihr ächter, originaler, reinster Typus liegt vor in der Didrachme und in der Radserie. Indem hier von campanischen Künstlern geschaffen Roma zum ersten Male als Münzbild erscheint, gewährt dieses Bild zugleich einen wichtigen Anhalt sowohl für die Zeitbestimmung, wie auch für den staatsrechtlichen
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)