Seite:Die Systematik des ältesten Römischen Münzwesen.djvu/54

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eingedrungen war, Rom neben dem Barren Dreizack )( Caduceus auch einen an die eigene Reihe angeschlossenen Barren ausgab. Dies geschah aber nicht unmittelbar mit Beginn der Reduktion, sondern erst dann als im Laufe derselben auch Dupondius, Tressis und Decussis aufkamen, letzterer eine Münze, die in ihrem schwersten Exemplar von 1107 gr. (Mus. Kircher.) dem leichtesten bekannten Barren von 1142 gr. (Dreizack )( Caduceus, Berlin) an Gewicht nahezu gleichkommt. Trifft diese Auffassung zu, so muss sie ihre Bestätigung finden in der zwischen der so konstituirten Reduktionsreihe und dem Barren bestehenden Typenbeziehung.

Die hervorragendsten Typen aber der erweiterten Reduktionsreihe sind einerseits auf den beiden nunmehr an der Spitze stehenden Nominalen, Decussis und Tressis, der Kopf der Roma im phrygischen Helm, andererseits wie von jeher auf den Rückseiten aller Nominale die prora. Zum ersten Male tritt hiermit der Romatypus auch in die hauptstädtische Reihe ein. In dem Romabegriff muss daher ein zugehöriger Barren wiederum an die Idee der Herrschaft Roms, ferner muss er an das Zeichen der prora anknüpfen. Beiden Voraussetzungen wird durch den Barren Hühner )(rostra vollinhaltlich entsprochen.

Auf der Vorderseite ist dargestellt das sogenannte tripudium sollistimum, das augurium, mittelst dessen der römische Imperator vor der Schlacht sei es zur See oder zu Lande das Schicksal befragte. Es ist das augurium der fressenden Hühner. Dass dieses dem militärischen Imperium angehörige augurium in der Darstellung, wie es der Barren gibt, auf das Flotten-Imperium zu deuten ist, folgt aus den beiden auf der Vorderseite erscheinenden Sternen, ferner aus den Rostren der Rückseite. Erstere sind die Sterne der Dioskuren, der Beschützer der Schifffahrt, daher insbesondere auch der römischen Seemacht. Ganz unmittelbar an die prora aber knüpft das rostrum an als deren Teil. Dass auf der Rückseite des Barren rostra (Rammsporne) und nicht etwa Dreizacke dargestellt sind, ist eine in sich klare und durch Garrucci’s, sowie Milani’s zutreffende Ausführungen genugsam bekannt gewordene Tatsache. Ferner, dass die rostra Kriegsschiffe bedeuten und dass die Delphine anzeigen, dass die Schiffe als im Meere befindlich zu denken sind, bedarf gleichfalls keiner näheren Begründung.

Somit wird durch den Barren die von dem maritimen Imperium geleitete, unter dem Schutze der Dioskuren stehende Seemacht Roms in symbolischer Weise dargestellt.

Hätte um die Zeit, zu der dieser Barren gegossen ist, Rom eine siegreiche Seeschlacht geschlagen, so würde die Beziehung des Barren auf ein solches Ereignis nicht abzuweisen sein. Nun fällt aber in die ganze Zeit von der Eroberung Antiums (338) bis zum Seesiege des Duilius über die Karthager bei Mylae (260 v. Chr.) kein wichtigeres

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)