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Die Bildersammlung von Modena, aus der August III. hundert Bilder auswählen ließ, war nach und nach gebildet worden. Die meisten von jenen Gemälden, wie z. B. die von Tizian, von Paolo Veronese, von Dosso und Garofalo, waren vom Herzog Cesare d’Este in den Jahren 1598 und 1599 von Ferrara nach Modena gebracht worden; die werthvollsten aber, wie die vier Altarbilder des Correggio, hatte Franz III., theils durch List, theils mit Gewalt aus den Kirchen, für die sie gemalt waren, ins herzogliche Schloß gebracht; denn im vorigen Jahrhundert war das Beispiel des prunksüchtigen, s. g. großen Ludwig XIV. von Frankreich für alle regierenden Fürsten Europas ansteckend geworden. Nicht nur ein „Versailles“ auch einen „Louvre“ wollte ein jeder von ihnen besitzen[1]. Es war somit ganz in der Ordnung, daß die Mehrzahl der Bilder, aus welchen damals die Modenesische Galerie bestand, der Lombardisch-Venezianischen und vornehmlich jenen Ferrara und Modena am nächsten gelegenen Malerschulen angehörte, also vor allen der Ferraresisch-Bolognesischen, der Venezianischen und der Parmensischen. Beginnen wir daher unsere kritischen Studien mit der Betrachtung der Gemälde aus den zwei ersten der ebengenannten Schulen, d. h. der Ferraresischen und der Venezianischen.





  1. Der Verkaufsvertrag wurde zu Ferrara den 17. September 1745 unterzeichnet. Siehe: „Notizie di sei dipinti ad olio di Antonio Consetti Modenese, posseduti e descritti dal conte Giovanni Francesco Ferrari – Moreni. Modena, Soldani, 1858, p. 13.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)