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aber hier umgetauft, um dubitative dem Francesco Penni, il Fattore genannt, zugeschrieben zu werden, wahrscheinlich nur in Anbetracht der Komposition, welche ganz und gar die Raffaelische des nämlichen Gegenstandes ist. Nach meinem Dafürhalten hatten diesmal die Modeneser recht, die Dresdner unrecht, denn das Gemälde ist nicht nur von Dosso’s Geist beseelt, sondern wurde gewiß von seine Hand auch ausgeführt und zwar wahrscheinlich nach dem Rafaelischen Carton, welcher damals noch im Schlosse von Ferrara existirte[1].

„Der h. Georg“ (No. 80) ist ein Jugendwerk des Dosso, etwa um 1506 ausgeführt, ehe das Original Raffael’s nach London zum Geschenke für Heinrich VIII. abging. Die Rüstung Georg’s ist noch vergoldet. Von Modena als Werk des Garofalo nach Dresden gekommen, wurde das Bild hier ebenfalls dem Francesco Penni zugeschrieben. Und diesmal scheinen mir sowohl die einen, als die andern Unrecht[a 1] gehabt zu haben; denn auch dies Bild gehört keinem andern als dem Dosso an, welcher wahrscheinlich im Auftrage seines Herrn das herrliche kleine Original, welches Raffael 1506 für den Herzog Guidobaldo von Urbino gemalt hatte[2], in größern Verhältnissen kopirte.

Es erübrigt mir nur noch, ein Bild, No. 138, das der Hübner’sche Katalog blos einem Schüler des Dosso zuschreibt,


  1. Raffael malte, wie bekannt, auf Geheiß Leo’s X., im Jahre 1518 den großen h. Michael für den König Franz I. von Frankreich und eine h. Familie für die Königin. Beide Bilder sind in der Louvre Galerie. Der Gesandte Alfonso’s von Ferrara in Rom, Costabili, berichtet nun in seinem Briefwechsel, daß Raffael den Carton für seinen h. Michael dem Herzog Alfons als Geschenk nach Ferrara gesandt habe. Der Herzog hingegen schreibt seinem Gesandten in Rom, daß der Carton glücklich angekommen sei, und beauftragt zugleich den Costabili, dem Raffael 25 Scudi in seinem Namen zu übermitteln, um damit das Martinsfest zu feiern und seiner dabei zu gedenken
  2. Das Raffaelische Originalbildchen befindet sich gegenwärtig in unserer Galerie de l’Hermitage zu Petersburg

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  1. Vorlage: unrecht
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/159&oldid=- (Version vom 31.7.2018)