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2. Die Venezianer.

Wir kommen nun zu den Malern der venezianischen Republik, deren Werke mit der ihnen eigenthümlichen Anziehungskraft von den Wänden dieser Säle uns strahlend entgegenleuchten.

Leider sind die Venezianer des 15. Jahrhunderts in der Dresdner Galerie so zu sagen nicht vertreten. Die h. Familie, No. 209, dem Gentile Bellini zugemuthet, ist wahrscheinlich eher ein Werk von Marco Marziale; doch möchte ich nicht für diese Bestimmung einstehen[1].

Das Brustbild des Dogen Leonardo Loredano, No. 210, ist nur eine Kopie nach Giambellino; das Originalgemälde befindet sich in der Nationalgalerie zu London, wie dies schon längst sachverständige Kritiker bemerkt haben. Das neuerworbene Bild aber von Giambellino, No. 2387, „die Jungfrau mit dem Kinde zwischen dem Apostel Petrus und der h. Helene“, gehört nicht dem Meister selbst an, sondern einem sehr schwachen Nachahmer desselben. Täusche ich mich nicht, so dürfte dieses Gemälde einem Schüler des Gentile Bellini, dem wenig bekannten Bartolommeo veneto, sein Dasein verdanken. Den Kopftypus des Apostels Petrus auf diesem Bilde finden wir


  1. Die Herren Cr. und Cav. geben es dem nichtssagenden Baldassare da Forli, einem schwachen Schüler des Palmezzano und Nachahmer des Rondinello (I, 138).
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)