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es aber für zweckmäßiger, vorher die paar Bilder zu erwähnen, die Herr Hübner einem andern Sohne der Marca Trevisana, nämlich dem Vicenzo Catena, zuschreibt. Die Madonna mit dem Kinde zwischen den Heiligen Margaretha und Catharina, Antonius und Nicolaus von Bari (No. 211) trägt im Kataloge den Namen des Catena, welchem Meister selbst die Herren Cr. und Cav. das Bild zuzuschreiben für gut befinden (I, 257); doch es scheint mir dieses Gemälde einem andern Trevisaner anzugehören, dem Francesco Bissolo, welcher ebenfalls, wie auch Catena, aus der Schule des Giovanni Bellini hervorgegangen ist. Für ein echtes Werk des Catena halte ich dagegen die „heilige Familie“ (No. 46), die Herr Hübner als ein nach einer Zeichnung Raffael’s(!) von Sassoferrato ausgeführtes Bild aufführt. Ich freue mich jedoch, daß in diesem Falle mein Urtheil wenigstens mit dem der berühmten Historiographen übereinstimmt (I, 256). Auf diesem Bilde entspricht die Form sowohl des Ohres als der Hände ganz und gar derjenigen auf dem mit dem Namen Catena’s bezeichneten Gemälde in der Galerie von Pesth; auch die eigenthümliche Beleuchtung ist hier dieselbe, wie auf den Bildern der Nationalgalerie zu London und des Städel’schen Instituts zu Frankfurt, welche beide den h. Hieronymus in seinem Studirzimmer darstellen. Auch begegnen wir hier demselben Hündchen, das wir auf dem schönen Bilde der Londoner Nationalgalerie, No. 234, finden[1].

Derselben Marca Trevisana, wie Bissolo und Catena, gehört auch Giorgio Barbarella oder Barbarelli, Giorgione genannt, an. Der Hübner’sche Katalog rechnet diesem seltenen Meister nicht weniger als 5, sage fünf Bilder an, nämlich die Nummern 218, 219, 220, 221 und endlich


  1. Das Bild stellt eine thronende Madonna mit dem Kinde dar, vor der ein Ritter knieend fleht, und war früher dem Giorgione zugeschrieben, während der Katalog es jetzt „School of Giovanni Bellini“ nennt.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)