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is a coarse imitator“[1]. Ein anderes Jugendwerk dieses Bonifazio besitzt die Galerie Colonna (agli Apostoli) zu Rom, daselbst Tizian zugemuthet. Dasselbe stellt Maria dar, mit dem Christkinde in offener Landschaft sitzend, rechts von ihr die Heiligen Joseph und Hieronymus, links die h. Lucia und ein Engel. Im Palazzo reale zu Venedig (im s. g. Zimmer Napoleon’s I.) befindet sich ebenfalls ein gutes Bild dieses Meisters: Thronende Madonna mit dem nackten Christkinde, auf ihrem Knie stehend; links der kleine Johannes und die h. Barbara, rechts der h. Omobono, welcher einem Bettler Almosen darreicht – Hintergrund Landschaft und Architektur. Bezeichnet:

1533 – 9 noembre. –

Ebenso im Palazzo Pitti (No. 84): Maria und Kind, der kleine Johannes, die h. Elisabeth und der Donator; daselbst dem Palma vecchio zugeschrieben, von den Herren Cr. und Cav. (II, 489) aber als das Werk irgend eines Malers von Treviso oder von Friaul bezeichnet. – Auch die Dresdner Galerie scheint mir ein Bild unsers Bonifazio senior zu besitzen. Dasselbe stellt die „Findung Mosis“ dar, einen gar oft von den zwei ersten Bonifazio behandelten Gegenstand[2]. Leider ist dies noch immer glänzende, farbenreiche Gemälde von unbarmherziger Hand gereinigt und dabei seines Glacis beraubt


  1. Wahrscheinlich den wenigsten meiner Leser wird dieser von den Historiographen oft genannte Giovan Maria Zaffoni, Calderari genannt, nur dem Namen nach bekannt sein, und in der That dürfte er dies auch nicht einmal verdienen. Wer diesen schwachmüthigen Nachahmer seines Mitschülers Bernardino Licinio da Pordenone zu kennen wünscht, möge sich nach dem Städtchen Pordenone begeben, woselbst er in der Kathedrale ein paar beglaubigte Bilder von ihm findet, sodann Fresken in der kleinen Kirche „della S. Trinità“, bei Pordenone (Adam und Eva, die Vertreibung aus dem Paradiese u. s. w.).
  2. Bei Fürst Mario Chigi in Rom; in der Breragalerie (No. 363); im Palazzo Pitti zu Florenz (No. 161), daselbst dem Giorgione zugeschrieben, und noch anderswo.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/238&oldid=- (Version vom 31.7.2018)