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3. Die Lombarden.

Die lombardische Malerschule im eigentlichen Sinne des Wortes ist in der Dresdner Galerie kaum vertreten, denn die wenigen Bilder, welche derselben angehören, sind der Erwähnung kaum werth.

Der älteste Repräsentant der mailändischen Malerschule, den wir hier vorfinden, ist das Ambrogio Borgognone zuerkannte Temperabild auf Leinwand, No. 150. Es stellt die Mutter Gottes dar in weißem Gewande und betend vor dem Christkind; oben Gottvater in einer Engelglorie. Auch die Herren Cr. und Cav.[1] geben dieses schwache Werk dem Ambrogio da Fossano, aber mit großem Unrecht. Der Maler dieses Bildes war wohl Zeitgenosse, vielleicht auch Mitschüler des Ambrogio Borgognone unter Vincenzo Foppa, steht aber an Bedeutung weit unter ihm. Es ist Ambrogio Bevilacqua. Bezeichnete Werke von ihm sind in der Breragalerie und in der Pfarrkirche von Landriano, unweit Mailand.

Ein anderer Lombarde ist der Autor der „Herodias, mit dem Haupte von Johannes dem Täufer“ (No. 131). Es ist ein schwacher Geselle aus der von Leonardo da Vinci beeinflußten Mailänder Schule. An Marco d’Oggionno ist hier nicht im entferntesten zu denken.

Herr Hübner rechnet auch den Michelangelo von Caravaggio zur lombardischen Schule, doch wohl nur, weil Caravaggio, der Geburtsort des Amerighi, jetzt zur


  1. II, 50.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/249&oldid=- (Version vom 31.7.2018)