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Lombardei gehört. Allein zur Zeit des Michelangelo war alles Land jenseits der Adda der Republik Venedig zugehörig. Doch das hat hier nichts auf sich, da Michelangelo Amerighi als Maurerjunge nach Rom kam und dort erst zum Künstler ausgebildet wurde. Er gehört demnach der s. g. römischen Malerschule an. Die Dresdner Galerie besitzt einige sehr gute und charakteristische Stücke von diesem Hauptrepräsentanten der s. g. tenebrosi oder Finsterlinge. Nach ihm hauptsächlich bildete sich Ribera aus.

Auch von Alessandro Magnasco, Lissandrino in Mailand genannt, wo derselbe seine Lehrjahre durchmachte und woselbst er auch hauptsächlich seinen Wirkungskreis fand, besitzt Dresden vier gute Stücke, von denen zwei, No. 198 und 199, schon seit 1741 der Galerie angehören, zwei andere aber eine Acquisition neuesten Datums sind (1875). Sie hängen unter den Nummern 2413 und 2414 und werden im Kataloge als Werke des Salvator Rosa bezeichnet. Es ist sehr zu bedauern, daß die herrliche alte mailändische Schule mit ihrem Vincenzo Foppa, ihrem Bramantino, ihrem Borgognone und Luini und Gaudenzio Ferrari, ihrem Boltraffio, Andrea Solario, Cesare da Sesto und Giampietrino u. a. m. in einer Galerie von der Bedeutung der Dresdner so ganz und gar nicht vertreten sind. Es wäre daher, meine ich, eine schöne Aufgabe für die Direktion dieser Pinakothek, das Versäumte in Zukunft gut zu machen und diese Lücke auszufüllen.




Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/250&oldid=- (Version vom 31.7.2018)