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4. Die Toskaner.

Wir beginnen unsere Studien der Werke toskanischer Meister mit dem interessanten Rundbilde, No. 21, eine h. Familie darstellend[1]. Dieses kostbare Gemälde wurde von den Herren Hübner und Gruner 1860 in London aus dem Nachlasse des Kunsthändlers Woodburn erstanden, und zwar als Werk des Luca Signorelli, welchen Namen es auch in Dresden beibehalten hat. Herr Hübner bemerkt in seiner interessanten Vorrede zum Kataloge (S. 50), daß die Staffeleibilder des Signorelli zu den größten Seltenheiten selbst in Italien gehören. Allein Italien besitzt heute noch an zwei Dutzend Bilder von diesem großen Meister, so viel sind wenigstens mir dort bekannt geworden (in Mailand, Florenz, Cortona, Perugia, la Fratta, Città di Castello, Urbino und anderwärts). Diese „größte Seltenheit“ der Bilder des Signorelli ist also sehr relativ und cum grano salis zu nehmen. So viel kann man allerdings eingestehen, daß für denjenigen, welcher in diesem Rundbilde den Geist und die Hand des Luca Signorelli erkennen konnte, die echten Werke dieses Künstlers als sehr selten, selbst in Italien, erscheinen mußten. In der That sind die Staffeleibilder von Pier di Cosimo, welchem Meister dieses


  1. Maria betrachtet das Christkind, welches auf einem von ihrem Mantel bedeckten Steine vor ihr liegt; der kleine Johannes umfaßt das Köpfchen des Kindes, links sitzt Joseph. Auf einer Felsenhöhe über der Hauptgruppe zwei singende Engel.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/251&oldid=- (Version vom 31.7.2018)