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Das Bild des Madrider Museums hat durch Restaurationen nicht weniger zu leiden gehabt als das Dresdner[1] Auch im Museum zu Lyon hängt eine Wiederholung dieses Bildes; doch ist mir diese nicht bekannt. Das dritte Werk, welches der Katalog des Herrn Hübner dem Andrea noch beimißt, ist ein ganz kleines Bildchen, No. 45, welches erstens sehr übermalt ist, zweitens gar nichts mit Andrea del Sarto zu thun hat, und für das es drittens besser gewesen wäre, wenn man es im Galeriedepot gelassen hätte. Es stellt die Mutter Gottes dar, welche den Leichnam Christi im Schooße hat, und ist, wenn ich nicht irre, eine Kopie nach L. Lotto; jedenfalls gehört es nach meiner Ansicht der venezianischen Schule an. Außer diesen Florentinern aus der goldenen Zeit der Kunst besitzt die Dresdner Galerie noch einige sehr gute Bilder des Carlo Dolci.

Nachträglich möchte ich noch das neuerworbene Bild erwähnen, welches mit dem historischen Namen des Andrea del Castagno aus Italien in die Dresdner Galerie gelangt ist. Es stellt die Madonna mit dem Kinde zwischen den h. Hieronymus und Johannes dem Täufer dar (No. 2381). Die Werke des Andrea del Castagno sind selbst in Florenz von der größten Seltenheit; neben seinen Fresken auf der Wand einer Zelle im ehemaligen Kloster „agli Angeli“, den „Gekreuzigten“ darstellend, dem h. Abendmahl im Refectorium des Klosters St. Apollonia und dem „büßenden Hieronymus“ in der Galerie der bildenden Künste zu Florenz möchten dort wohl wenige Gemälde noch aufzufinden sein, die man diesem rohen, aber sehr energischen Meister mit einer gewissen Sicherheit zuschreiben dürfte.[2] Ist nun die Acqusition der Dresdner Galerie wirklich ein Werk des Andrea del Castagno,


  1. Siehe A. Hirt, Kunstbemerkungen etc. (Berlin 1830), Seite 30.
  2. Das grau in grau gemalte Reiterbild des Marcucci im Dom von Florenz, sowie die „berühmten Männer“[a 1] im „Bargello“ daselbst, sind zu sehr übermalt und entstellt, um noch als Werke des Andrea hier angeführt [239] werden zu können. Die HH. Franz und Johannes d. Täufer in S. Croce gehören meiner Ansicht nach nicht dem Andrea, sondern dem Domenico Veneziano an.

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  1. Vorlage: Münner
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/257&oldid=- (Version vom 31.7.2018)