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Marco Palmezzano aufzuweisen, so besitzt sie dafür ein höchst interessantes Bild des Landsmannes und Meisters desselben, nämlich des Melozzo da Forli. Es ist dies eine allegorische Darstellung der Pflege der Wissenschaft unter dem Herzoge Friedrich von Montefeltro am Hofe von Urbino und[WS 1] gehörte einer Reihenfolge ähnlicher Bilder an, die wahrscheinlich dereinst dem großen Bibliotheksaale im herrlichen Schlosse von Urbino zur Zierde gedient haben möchte. Drei andere Bilder aus dieser Reihenfolge befinden sich in England (zwei davon in der Nationalgalerie, die Rhetorik(?) und die Musik(?) darstellend, No. 755 und 756), ein drittes im Schlosse von Windsor: Herzog Friedrich und sein Sohn Guidobaldo mit Victor von Feltre, dem Lehrer desselben; auf Holz gemalt[1]. Ein fünftes aus dieser Bilderreihe sah ich vor Jahren in einem der oberen Säle des Palazzo Barberini in Rom. Dasselbe stellte den Herzog Friedrich auf einem Thronsessel sitzend dar, vor ihm sein Sohn Guidobaldo im Knabenalter[2]. Melozzo und sein um wenige Jahre jüngerer Landsmann Bramante mögen sowohl in der Architektur als auch in der Malerei aus derselben Quelle, wahrscheinlich in Urbino, die Anfangsgründe ihrer Kunst geschöpft haben. Beide Männer waren mehr Architekten als Maler, und beide


  1. Dies Bild, gröblich mißhandelt, erhielt eine andere, von den übrigen Bildern dieser Reihenfolge verschiedene und wahrscheinlich dem Raume, den es einnahm, angepaßte Form.
  2. Die bekannteren Gemälde des Melozzo sind etwa folgende:
    a) Das Freskobild, auf Leinwand übertragen, in der Vaticanischen Bildersammlung.
    b) Die musizirenden Engel in der Sakristei von S. Peter in Rom.
    c) Christus in einer Glorie von Engeln, über der Treppe des Quirinals aufgestellt.
    d) Das sehr übermalte Porträt des jungen Guidobaldo da Montefeltro, (auf Holz) in der Galerie Colonna in Rom (unter dem Namen des Giovanni Santi.)
    e) Das Profilporträt eines Fürsten (vielleicht des Girolamo Riario, Herrn von Forli) im Privatbesitze in Mailand(?).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. fehlendes Wort ergänzt. Siehe: UB Heidelberg
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/307&oldid=- (Version vom 31.7.2018)