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Hintergrund Peruginisch wie in No. 2. Einige von den musicirenden Engeln in diesem Gemälde sind von den Engeln des Perugino inspirirt, die Pietro in seinem schönen Bilde anbrachte, welches er im Jahre 1500 für die Mönche von Vallombrosa malte, und das gegenwärtig in der Akademie von Florenz seinen Platz gefunden hat. Es stellt die „Verklärung der h. Jungfrau“ dar. Von Alinari photographirt[1].

Dieses Bild wurde lange Jahre für das Werk des Perugino selbst gehalten, und wahrscheinlich deßhalb, weil es bei ihm bestellt wurde und dann als Arbeit des Meisters und nicht des Gehülfen an den Committenten mag abgeliefert worden sein[2].

6) „Maria mit dem Kinde“, in der Berliner Galerie (No. 141): Maria liest in einem Buche, das sie in der Rechten hält; mit der Linken stützt sie den rechten Fuß des auf ihrem Schooße sitzenden Kindes. Das Kind hält in der Linken einen Stieglitz. Schwarz in den Schatten, wie die drei oben bezeichneten Gemälde. Handform und landschaftlicher Hintergrund Peruginisch; die Finger jedoch nicht mehr so lang wie in den Bildern 2 und 4, der Daumen sowohl in der Form als in der Bewegung durchaus der des Perugino; selbst die Formen des nackten Kindes erinnern an die Putti von Meister Pietro. Wäre Raffael noch einige Jahre länger in der Werkstatt


  1. Herrliche Studien nach der Natur zu diesem Bilde Raffael’s im British Museum; No. 70 im Braun’schen Katalog. Die Sammlung von Lille besitzt ebenfalls eine schöne Studie, nämlich zum Kopfe und den Händen des h. Thomas; von Braun photographirt, No. 58.
  2. Die schöne Predella zu diesem Bilde befindet sich ebenfalls im Vatican, leider aber sehr übergangen. Sie besteht aus drei Abtheilungen: die himmlische Botschaft, Vorstellung Christi im Tempel und Anbetung der Hirten. Die Federzeichnung zur „Verkündigung“ in der Sammlung des Louvre; jene zur „Vorstellung im Tempel“ in der Sammlung von Oxford und endlich die Skizze zur „Anbetung der Hirten“ bei Cavalier Domini in Perugia.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/383&oldid=- (Version vom 31.7.2018)