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„Eine dritte Verzweigung der florentinischen Schule ging unmittelbar aus den Bestrebungen der Bildner hervor.“ (II, 287).

Zu der ersten Gruppe gehörten also in zeitlicher Folge: Masolino da Panicale, Masaccio, Fra Filippo Lippi, Francesco Pesellino, Sandro Botticelli, Filippino Lippi und dessen Schule.

Zur zweiten: Alesso Baldovinetti, Cosimo Rosselli, Domenico Ghirlandajo und dessen Schwager Mainardi.

Zur dritten endlich: Lorenzo Ghiberti, Antonio del Pollajuolo, Andrea del Verrocchio und dessen Schüler Lionardo da Vinci und Lorenzo di Credi.

In keiner Galerie diesseits der Alpen, und auch jenseits nur in den Sammlungen von Florenz, hat die Florentiner Malerschule eine so reiche, so vorzügliche Vertretung gefunden wie in den Sälen der Berliner Sammlung.

Von Fra Filippo Lippi, der sich besonders nach Masaccio ausgebildet zu haben scheint, sehen wir mehrere echte Madonnenbilder, von denen jenes mit der Nummer 69 als das für diesen Meister charakteristischste und zugleich besterhaltene mir erscheint. Aehnliche Kompositionen von ihm besitzt die Gemäldesammlung der florentinischen Akademie.

Mehr noch als die Bilder des eben so genialen wie leichtsinnigen Karmelitermönchs ziehen jene seines Schülers Sandro Botticelli die Aufmerksamkeit des Kunstfreundes auf sich, und die Berliner Galerie hat wie keine andere das Glück, deren etwa ein halbes Dutzend zu besitzen, von denen ein paar zu den vorzüglichen Arbeiten des Meisters gezählt werden dürfen.

Botticelli hatte mehrere Gehülfen und Nachahmer, die nach seinen Kartons Bilder verfertigten, welche nicht nur in Kirchen von Florenz, sondern auch in öffentlichen Sammlungen meist als Werke des Meisters selbst ausgegeben werden. Dieselben unterscheiden sich jedoch sowohl durch eine rohere Zeichnung und Modellirung als auch durch ein viel matteres

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/398&oldid=- (Version vom 31.7.2018)