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überzeugt haben, sind die Muranesen in diesen Sälen so trefflich vertreten, wie nirgendwo anders.

Von Marco Basaïti, dem Schüler und Gehülfen des Alvise Vivarini, als welchen der Katalog ihn sehr richtig bezeichnet, finden wir in dieser Galerie zwei Werke: „die Klage um den Leichnam Christi“ (No. 6), und „einen h. Sebastian“ (No. 37), ein allerdings stark restaurirtes Werk des Meisters.

Von anderen Schülern des Alvise Vivarini, wie Jacopo da Valenza, Lazzaro Sebastiani, Bernardo Parentino, Girolamo Moceto[1], besitzt die Berliner Sammlung, soviel ich weiß, keine Bilder. Ich fand dagegen in diesen Sälen einen „Christus mit den beiden Jüngern zu Emmaus“ (No. 1) von Marco Marziale, einem Zeitgenossen der soeben genannten Maler. Lassen wir jedoch alle diese Meister zweiten und dritten Ranges und gehen wir an die Betrachtung der in dieser Galerie enthaltenen Werke des größten aller Künstler Venedigs, ich meine des Giovanni Bellino.

Der Berliner Katalog meint, Giambellino könnte vielleicht in Rom und nicht in Venedig, wie bisher allgemein


  1. Ich sehe, daß auch die Herren Cr. und Cav., dem Bernasconi folgend, den berühmten Kupferstecher H. Mocetus unter die Veroneser Maler setzen, ja daß sie sogar in seinen Werken einzelne charakteristische Züge der veronesischen Schule finden. Ich kann leider auch in diesem Punkte ihre Ansicht nicht theilen. Der Umstand, daß in einer Kirche von Verona (S. Nazzaro e Celso) ein bezeichnetes Bild von Moceto sich vorfindet, kann doch wahrlich nicht als Beweis angesehen werden, denselben zu einem Veroneser zu stempeln. Meiner Ansicht nach ist der Künstlercharakter des Moceto durchaus Venezianisch, und ich vermuthe, daß er entweder in Murano oder in Venedig geboren und erzogen sei. Seine Werke sprechen hierfür insgesammt. Alvise Vivarini muß aller Wahrscheinlichkeit nach sein Lehrer gewesen sein. Das große Glasfenster in S. Giovanni e Paolo (dessen Inschrift, im Anfange dieses Jahrhunderts darauf gesetzt, alle Kunstschriftsteller irre geleitet) gehört ganz dem Moceto. Vasari führt ihn auch als Gehülfen des Giambellino an. (Vas. V, 12. Ediz. Le Monnier).
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/418&oldid=- (Version vom 31.7.2018)