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citirt ein anderes drittes Porträt von Antonello, das er in der Berliner Galerie entdeckt zu haben behauptet. „C’est l’image de Philipe le Bon. Le style du peintre s’y manifeste au premier coup d’oeuil“ (No. 537). Gegenwärtig hängt zwar unter dieser Nummer noch immer das Porträt von Philipp dem Guten, allein dies Bild gehört augenscheinlich einem Niederländer, und Herr Michiels kann doch unmöglich diesen Meister mit Antonello verwechselt haben. Doch genug von dem Messinesen; fürchte ich doch, durch meine etwas kühne Auffassung dieses vielgepriesenen Meisters und durch den von mir gemachten Versuch, ihm in der Kunstgeschichte eine untergeordnetere Stelle anzuweisen, als die ist, welche er seither in den Augen der Orthodoxen behauptete, gar manchen Collegen verstimmt zu haben. Mögen dieselben mir auch diese Häresie neben den vielen andern nicht übel nehmen; wir leben ja in Zeiten, wo gar manches Princip, das von unsern Vorfahren für heilig und unumstößlich gehalten wurde, entgegengesetzten Ansichten Platz machen mußte!

Damit nehmen wir von Venedig Abschied, um uns aus dem goldenen Dunstkreise der Lagunenstadt in die zwar hellere und trockenere, aber auch farbenkühlere Luft der „terra ferma“ zu begeben. Längs dem Brentaflusse gelangen wir zwischen freundlichen Villen, dem beliebten Aufenthalt der venezianischen Patrizier des 16. Jahrhunderts, nach der alten und weltberühmten Universitätsstadt Padua.

Padovani, gran Dottori. In der That ist von allen Kunstschulen des fruchtreichen Pothales die von Padua unbedingt die gelehrteste. Hier hatte der weitgereiste Paduaner Francesco Squarcione seine berühmte Schule gegründet, in der vornehmlich das Studium der Linienperspektive gepflegt und gefördert wurde. Diesen Studien dürfte indessen auch die Anwesenheit des nicht hinlänglich gewürdigten Florentiners Paolo Uccello neue Anregung

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/450&oldid=- (Version vom 31.7.2018)