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gegeben haben[1]. Die Schule des Squarcione genoß zu ihrer Zeit eines solchen Rufes, daß die durchreisenden Fürsten und großen Herren sie mit ihren Besuchen zu beehren pflegten.

Aus dieser Squarcionischen Malerschule besitzt die Berliner Galerie ein Werk des Dalmatiners Gregorio Schiavone[2] und zwei des weitaus größten Vertreters derselben, des Andrea Mantegna[3]. Dem Berliner Katalog zufolge hätte auch der Schwiegervater des letzteren, Jacopo Bellini, auf die Ausbildung Mantegna’s Einfluß gehabt. Es möchte jedoch wohl schwer halten, Beweise anzuführen, die uns zu einer solchen Annahme berechtigten. Ich lasse dagegen gern die Einwirkung gelten, welche die plastischen Werke des Donatello auf den jungen Mantegna ausgeübt haben werden, hatte doch in der That die Mutter Natur ihn mehr zum Bildner als zum Maler geschaffen.

Die zwei Bilder des Mantegna, die sich in den Sälen der Berliner Galerie vorfinden, führen die Nummern 9 und 29.

Das erstere stellt einen Geistlichen in vorgerücktem Alter dar. Diese Büste scheint wie in Erz gegossen, das Auge streng und lebendig, Kinn und Hals meisterhaft modellirt. Sehe ich recht, so muß dies Bildniß etwa um’s Jahr 1460 gemalt worden sein, zu einer Zeit also, als Matteo Bosso, für dessen Porträt mit den Herren Cr. und


  1. Paolo Uccello soll nämlich in den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts die Hausfaçade der Vitaliani in Padua mit Fresken geschmückt haben.
  2. Es ist dies das Mittelbild eines Triptychon: thronende Maria mit dem Kinde (No. 1162). Die Kinder dieses klotzigen Gesellen aus Dalmatien sehen noch sehr Fötusartig aus; seine Bilder haben nur historischen Werth.
  3. Andere Schüler des Squarcione waren: Marco Zoppo aus Bologna; Dario aus Treviso; Ansuino aus Forli; Niccolò Pizzolo aus Padua; Matteo del Pozzo, Carlo Crivelli u. a. m.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/451&oldid=- (Version vom 31.7.2018)