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Keine Malerschule Italiens, die Florentinische ausgenommen, weist uns eine so regelmäßige, ununterbrochene Entwicklung vom 13. bis zum 17. Jahrhundert, wie die liebenswürdige Schule von Verona. Man besehe sich z. B. einige von den ältesten Fresken in S. Zeno, man betrachte die Bilder des Turoni, die Wandmalereien des Altichiero und des Giacomo Avanzi aus dem vierzehnten Jahrhundert, die Freske des großen Pisanello in S. Anastasia aus der ersten Hälfte des folgenden, die Bilder des Stefano da Zevio, des Liberale, des Domenico Morone und deren Schüler Francesco Morone, Girolamo dai Libri, Michele da Verona, Giolfino, Carotto, Torbido und Cavazzola, und komme sodann von Antonio Badile und Domenico Brusasorci zu Paolo Veronese und dessen Nachfolgern – und man wird stets demselben heitern, liebenswürdigen, anmuthigen Charakter begegnen, welcher aus jedem dieser Werke der veronesischen Malerschule herausschaut. Die Veronesen dringen zwar nicht so tief in das Wesen der Kunst ein, wie die Venezianer, sie sind jedoch, mit wenigen Ausnahmen, anmuthiger und heiterer als diese. Auch gilt noch heutzutage die Bevölkerung der herrlich gelegenen Stadt für das heiterste, lustigste Volk Italiens (Veronesi, mezzo matti[a 1]).

Auch von dieser Schule besitzt die Berliner Galerie einige Repräsentanten, nämlich ein Bild von Francesco Morone und eines von Girolamo dai Libri.

Das Madonnenbildchen des erstern (No. 46), mit dem Namen bezeichnet, hat leider sehr gelitten und ist nicht gerade geeignet, uns von der Bedeutung dieses trefflichen Malers einen richtigen Begriff zu geben. Wir müssen ihn in Verona kennen lernen. Francesco Morone war der Schüler seines Vaters Domenico; von seinen Werken aus der Frühzeit (S. Bernardino in Verona) bis zu seinen spätesten behält er stets den nämlichen Charakter bei. Von einem „Einflusse des Mantegna und des Montagna“ bemerkt

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  1. Vorlage: Mezzo Matti
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/455&oldid=- (Version vom 31.7.2018)