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Galerie nicht ihm, sondern dem Palma vecchio wirklich angehören sollte[1].


Die Lombarden.

Die Adda trennt das Hügelland der Bergamasken von der mailändischen Ebene. In Canonica, dem Grenzort der Provinz Bergamo, klingt noch die bergamaskische Gutturalsprache, jenseits der Addabrücke, in Vaprio, spricht man schon den mailändischen Dialekt, und gerade bis Vaprio erstreckt sich auch die Kunstschule, deren Brennpunkt wir in Mailand zu suchen haben, ich meine die Mailändisch-Lombardische.

Es wäre mein Wunsch gewesen, bei dieser Gelegenheit diese mailändisch-lombardische Malerschule mit ihren drei Verzweigungen, von Lodi, Pavia und Vercelli, etwas eingehender zu besprechen; dieser Aufsatz über die Berliner Galerie ist jedoch, selbst nach dem Dafürhalten meines gütigen Herrn Verlegers, schon zu einer solchen Dicke herangewachsen, daß ich mich leider genöthigt sehe, von meinem Vorhaben abzustehen. Ich werde daher für diesmal mich begnügen müssen, meinen jungen Freunden nur einige flüchtige Bemerkungen über die wenigen in der Berliner Galerie aufgestellten Bilder aus der mailändischen Malerschule mitzutheilen.

Die großen Bauten des Mailänder Domes und der Certosa bei Pavia haben in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vornehmlich der Skulptur einen großen Aufschwung gegeben und die Malerei dabei etwas in den Hintergrund gedrängt; deßhalb treffen wir auch unter der Regierung des Filippo Maria Visconti (1405–1447) nur auf wenige namhafte Maler (Michelino und die Zavattari, den Porträtmaler Zanetto Bugatto, Costantino Zenone da


  1. Ich höre, daß dereinst in der Schönborn’schen Sammlung in Pommersfelden ein gutes Bild von Cariani sich befunden haben soll.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/471&oldid=- (Version vom 31.7.2018)