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späteren Zeit bediente er sich auch zuweilen der Tusche. Die schönsten Handzeichnungen des Meisters finden wir in der Sammlung der königlichen Bibliothek in Turin; auch die Ambrosiana besitzt mehrere, von denen ein paar, neben Zeichnungen des Bramantino aufgestellt, einleuchtender als jede Argumentation die theilweise künstlerische Abstammung Gaudenzio’s von Bartolommeo Suardi, Bramantino genannt, veranschaulichen dürften.




Nachträge.


Zu Seite 71. Bei meinem diesjährigen zweiten Besuche der Baron Sternburg’schen Bildersammlung in Lützschena kam ich leider zu der Ueberzeugung, daß der „Ecce homo“ von Andrea Solario kein Original, sondern eine auf Täuschung berechnete Kopie sein müsse. Das Gemälde ist viel zu stumpf und flach in Zeichnung und Modellirung für einen Meister wie Solario; auch hat das Ohr des Christus nicht die dem Meister eigenthümliche Form.

Zu Seite 465. Auf der diesjährigen „Kunstausstellung“ in Turin (1880) sah ich vor etwa einem Monate ein zweites mit dem Namen und der Jahreszahl bezeichnetes Werk des Bernardino Conti. Es ist dies das fast lebensgroße Profilporträt eines jungen Mannes mit langem braunem Haar und schwarzem, mit dem Orden des h. Michael gezierten Barett auf dem Kopfe. Der etwas düster ausschauende Cavalier trägt einen Dolch an der Seite. Die Fleischtöne sind auch in diesem Bilde grau wie auf Conti’s sonstigen Gemälden. Oben auf der Tafel liest man: Catellanus Trivulcius, ann. 26–1505; unten steht die Aufschrift: Bernardini Comitis opus. Das werthvolle Bildniß gehört den Erben des unlängst verstorbenen Senators Marchese Giorgio Pallavicino-Trivulzio von Mailand; der dargestellte Catellanus Trivulcius dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach ein natürlicher Sohn des bekannten französischen Feldmarschalls Gian Giacomo Trivulzio gewesen sein. Derselbe wird übrigens im Werke des Pompeo Litta nicht erwähnt.




Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/503&oldid=- (Version vom 31.7.2018)