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Zweites kapitel.
Die konsonanten.
A) Vorbemerkung.

§ 98. Die meist durch den einfluss eines palatalen vokals entstandenen konsonanten ȷ c ǵ ḱ ń ŋ́ v j ĺ ŕ š sowie b p m f mit folgendem palatalen gleitlaut werden, wo eine zusammenfassende benennung angebracht ist, in diesem buche als palatalisierte konsonanten bezeichnet. Sämtliche anderen werden diesen gegenüber als indifferente zusammengefasst.[1]

Anm. Die gleitlaute ĭ und ŭ werden dadurch hervorgebracht, dass gleichzeitig mit der artikulation des ihnen in der schrift vorausgehenden konsonanten die zunge in die i- bezw. u-stellung gebracht wird. Nur in der verbalendung ĭm gehört ĭ zum folgenden m. Vor palatalen vokalen bleibt ĭ, vor gutturalen ŭ unbezeichnet, also bæn = bĭæn, bās = bŭās u. s. w.

A) Die stimmhaften oralen verschlusslaute b d ȷ g ǵ.
1. b.

§ 99. b bezeichnet den im deutschen worte „bei“ vorliegenden stimmhaften bilabialen verschlusslaut.

§ 100. b ist in den meisten fällen die unveränderte fortsetzung des im air. durch b oder p bezeichneten lautes. Beispiele sind: æbīȷ „totentuch“, engl. habit (Z. f. c. Ph. I 426); badrālcə „zudringlich“, engl. bother, mir. búadraim; baxl̥̄ „bischofsstab“, air. bachall, lat. baculum; bal̄ə „mauer“, mengl. bailly, mlat. ballium; balə „geruch“ air. bolad; baləv „stumm“, mir. balb, lat. balbus; banəv „ferkel“, mir. banb; batə „stock“, mengl. batte, afranz. batte, gall.-lat. battuere; bau (vgl. § 4) „bogen“, mir. boga, aengl. boga; bauər „taub“ (vgl. § 4 u. II 251, 16), air. bodar; baurd „tisch“, mir. bord, aengl. bord; „zuneigung“ (vgl. § 4), mir. báid báde; „ertränken“ (vgl. § 4), air. bádud; bān „weiss“, air. bán; bār „gipfel“, air. barr; bāŕńəx „napfschnecke“ mir. bairnech von barenn „fels“ oder von mengl. bernekke, mlat. bernaca; bās „tod“, air. bás; bȧhə „leben“, air. bethu; bȧx „biene“, air. bech; bȧləx „weg“, mir. belach; bȧn̄əxt „segen“,

  1. Die Konsonanten, die Finck als „indifferent“ bezeichnet, sind eigentlich velarisiert. Es ist wichtig zu betonen, dass Velarisierung und Palatalisierung auch bei den labialen Konsonanten b p m f phonemisch kontrastiv sind, obwohl Finck diesen Unterschied nur indirekt darstellt.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/59&oldid=- (Version vom 7.9.2022)