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Walther Kabel: Die gelbe Gefahr (Reclams Universum, Jahrgang 33)

nachdem ich den Degen griffbereit neben mir in den Stamm gebohrt hatte, und wartete, ohne meinen Feind aus den Augen zu lassen. Und dann – dann schnellte der gelbe Körper zu mir empor, in Höhe meines Kopfes erschien der buntgefleckte des Leoparden … Ich schlug mit aller Kraft zu, keinen Moment zu früh, traf den Schädel gerade zwischen den Ohren, hörte noch die Krallen des Tieres an der Rinde der Buche entlang kratzen … Der Angriff war abgeschlagen. Der Hieb hatte getroffen, bevor der Leopard sich mit den Tatzen am Rande der Öffnung anklammern konnte. Ich beugte mich vor, sah, wie dem anscheinend halbbetäubten Raubtier das Blut über die gelbe Schnauze herabtroff, wie es dann mit angezogenem Schwanz sich in einiger Entfernung mir gegenüber niederließ und mißvergnügt zu mir emporblinzelte. Das Blut begann reichlicher zu fließen, verklebte dem Leoparden das rechte Auge, und – beinahe mußte ich über den Anblick lachen – vergeblich versuchte dieser unbeholfen mit der Tatze das geblendete Auge zu reinigen. Das gegenseitige Beobachten dauerte eine ganze Weile. Schließlich dachte ich daran, um Hilfe zu rufen, da diese Belagerung immerhin keine Annehmlichkeit war. Ich erhob also meine Stimme, und gellend klang’s in den stillen Forst hinein: ‚Hi–i–i–il–fe … Hi–i–il–fe!‘

(Schluß folgt.)
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Walther Kabel: Die gelbe Gefahr (Reclams Universum, Jahrgang 33). Phillip Reclam jun., Leipzig 1917, Seite 629. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_gelbe_Gefahr.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)