Seite:Die kaiserlichen Privilegien der Universität Marburg - Eine academische Rede.pdf/7

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erwartete ihn erst die lange Haft im Kerker zu Mecheln. Allein daß der Kampf mit dem Siege der evangelischen Sache enden, daß ein geordneter Rechtszustand im Reiche mit Anerkennung derselben errungen werden müsse, dafür war ihm eben die Geltung eine Bürgschaft, die er damals seiner Stiftung an der Lahn erwarb. Der Frieden Deutschlands war damals schon geistig errungen; die Parteien erkannten einander auf dem Gebiete des Glaubens und der Wissenschaft als ebenbürtig an; und das ist ja das große Uebergewicht, das jedesmal das geistige Leben über bloß materielle Kräfte besitzt, daß Entscheidungen, die dort erst durchgeführt sind, auch hier einer sichern, nicht mehr zu vereitelnden Lösung entgegen gehen. So wie Philipps Stiftung, die bisher nur hessische Universität, zu einer Bildungsanstalt des deutschen Reichs geworden war, so mußte auch die evangelische Sache selbst der Anerkennung im Reiche entgegen gehen. Dieß war die prophetische Bedeutung des Regensburger Reichstags im Julius 1541, und der Anerkennung unserer Philippina daselbst, dieß das Ahnungsvolle in dem Namenszuge Karls, womit er die Privilegien unserer Stiftung vollzog. Es war die Zukunft Deutschlands in einen kurzen Augenblick zusammengedrängt.

Indeß jedes Ereigniß der Geschichte erhält erst sein rechtes Licht durch Beachtung des Grundes und Bodens, auf welchem es erwuchs, durch Aufdeckung des hinter der äußern Hülle der Ereignisse verborgenen geistigen Verlaufs. Die Handlung des Kaisers in jenem Augenblick war doch auch nur das einzelne Glied einer höher hinauf liegenden Kette. Nicht treffender werden wir deßhalb den ganzen Vorgang erläutern können, als durch ein Nachfragen in der Geschichte, welche Beweggründe etwa dem Kaiser dabei vorschwebten, war es wirkliche Zuneigung zum Landgrafen und dessen Sache, oder war es irgendwie ein Act der Noth, wobei freilich ein tieferes Eingehen in Kaiser Karls Character und Politic uns nicht erspart werden kann.

Jeder Schritt des Kaisers bei der damaligen Verwicklung