Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Indessen auf der Ehrenleiter
Und sie verknöchert immer weiter
Mit der ihr eignen Konsequenz.
Dafür hat man sich nun geschunden,
Dafür biereifrig stets gestrebt!
Mit zweiunddreissig ausgelebt!
War man zur Herrlichkeit geboren,
Nicht auch wie jener Lieutenant?
Zum Rosenbrechen nicht erkoren?
O heil’ger Brahma! welch Entzücken
In dieser Welschlands-Ueppigkeit
Ein süsses Weib ans Herz zu drücken,
Sei sie auch nur Bedienungsmaid!
Da zupft die Gattin ihn am Rock.
»Hier, Otto!« … unterschreiben sollt er
Der Ansichtskarten erstes Schock.
»Ach, bitte, schreib nach Posemuckel
Weisst du nicht mehr? Die mit dem Buckel
Und mit dem etwas kurzen Fuss.
Er unterschreibt. Ein blöd Gethue.
Sie lächelt dumm, er lacht gequält. –
Mit ihr, die er sich auserwählt.
Wer weiss.
Die Schwalben sitzen in langen Reihen
Hoch auf dem Telegraphendraht;
Sie zwitschern, als ob sie versammelt seien
Zu einem grossen Familienrat. –
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)