Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Das Mitleid! – das mich drängt, dich zu umfassen
Mit dir zu flüchten in ein fernes Land,
Mit dir zu sterben fremd und unbekannt.
Werd’ nur nicht müde dieses Bleigekritzels
Inmitten all des Weihrauchs, des Gewitzels
Wie findest Lust du, solchen Kram zu necken?
Erbarme dich! erkenn’ den Herzensklang,
Der zu dir ruft, so wahrheitsvoll, so bang!
In jener Loge wart’ ich fiebernd dein.
Die Maske, die dir schnell das Blatt wird reichen,
Sie harret nicht auf Antwort oder Zeichen.
Die Larve schützt – poch an die Logenthür,
Nimm meinen Arm, wir schreiten für und für. –
Und nichts gemahnet je dich an mein Sein;
Ich will für alle, alle Zeit dich meiden.
Dein müdes Herz sei stets bewahrt von Leiden,
Wie ich sie schweigend bis zur Stunde litt …
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Denk nicht an Wahnsinn, glaube an den Zug,
Der stärker ist als Satzung – Menschentrug,
Und sage dir: Er suchet meine Seele! –
Ich baue weltfern dir ein Heimathaus,
Unseliges Weib! o komm und ruhe aus! – – –«
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»Maiglöckchenduft? … Wer war der Mann?«
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Moritura.
Sie wusste nicht, was ihr geschehen war.
Als sie erwachte, schaute sie sich um:
So fremd geworden schien das traute Heim,
Das sie, als wie ein Nest den Vogel, barg;
Da flossen immer wieder neu die Thränen;
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/321&oldid=- (Version vom 31.7.2018)