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Verschiedene: Die zehnte Muse


Da widersprach sie hochgemut,
So ging die Rede hin und her.
An Worten gab es eine Flut,
Ein weites sturmbewegtes Meer.

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Es schwoll die Flut, es wuchs der Zank,

Bis blutig flammend die Sonne sank …
Und kurz und gut:
Dann küssten wir uns in Liebesglut
So ganz allein im Kämmerlein

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Wie Goethe und die Frau von Stein.
Josef Willomitzer.





Herr im Hause.

Schlich der Zorn durch’s Hinterpförtchen
Auf den Zehen kaum hinaus,
Klopft es schon: »Nur auf ein Wörtchen,
Bitte, öffne mir das Haus.«

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Und – wahrhaftig! auf der Gasse,

Just als wäre nichts gescheh’n,
Steht die Liebe. Nein, ich lasse
Ganz bestimmt sie weiter geh’n.

Hab’ ich hier nicht in der Wohnung,

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Heut’ erst, offen ihr erklärt,

Dass die Nachsicht und die Schonung
Allzu lange nun gewährt?
Dass verschlossen bleiben solle
Meine Thür ihr allezeit;

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Dass nach ihrer Gunst ich wolle

Fürder fragen keinen Deut?

Dass sie diese letzten Wochen
Mich gepeinigt bis auf’s Mark?
Und doch wagt sie anzupochen?

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Nun, das nenn’ ich wirklich stark!

Immer klopfe, immer rufe,
Narr, der je dir Antwort gab;
Auch nicht eine einz’ge Stufe
Steig ich deinethalb hinab!


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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/328&oldid=- (Version vom 31.7.2018)