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Verschiedene: Die zehnte Muse


Ich schlafe auf seidenem Himmelbett,
     Auf schneeigen Eiderdaunen,

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Und wer mich dort sehen darf, nett und adrett,

     Dem schwinden die schwärzesten Launen …
Doch schliesslich verlass ich den stolzesten Grafen
Und geh’ in ein winziges Bretterhaus schlafen
Und biete der Mutter Erde mich dar

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     Mit Haut und Haar! Mit Haut und Haar!

          Madame Potiphar!

Max Hoffmann.






Die kleine Lampe.

Es steht in meinem Zimmer
Ein Lämpchen auf dem Pult,
Das hat einen freundlichen Schimmer,
Das hat eine lange Geduld.

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Ist emsig, mir zu dienen,

Hat oft, wenn alles schlief,
Manch süsse Dummheit beschienen
Und manchen Liebesbrief.

Es hat in einsamen Jahren

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So treu für mich geglüht;

Und jüngst hab’ ich’s erfahren:
Das Lämpchen hat auch – Gemüt.

Es kam zu heimlicher Feier
Die Kleine – zum ersten Mal …

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Gesichtchen tief im Schleier,

Die Schultern tief im Shawl.

Sie kam so scheu, so schüchtern,
Sie stand so fluchtbereit –
Mein Herz war nicht mehr nüchtern

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Vor so viel Seligkeit.


Wir sassen beim roten Weine,
Sie flüstert: Jetzt muss ich nach Haus –
Da ging die kluge, kleine,
Taktvolle Lampe aus …

Rudolf Presber


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Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)