Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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So send’ ich diesen Steckbrief aus
Nach Jungfer Rosamunde;
Zehn Taler kriegt, wer mir von ihr
Paraphrase.
Wär’ ich der Fürst von Samarkand,
Ich schenkt’ dir alle meine Kronen,
Viel Edelstein und goldnen Tand,
Um deine Liebe dir zu lohnen!«
Sollt’ dich in goldner Sänfte tragen
Und ihren Dienst dir bringen dar
Nach deinem Wunsche und Behagen.
Doch ferne liegt uns Samarkand
Auch leer von Gold ist meine Hand,
Und niemals trug ich eine Krone!
Rosette.
An Rosettens Blicken hangend,
Schmachtend, seufzend und verlangend,
Fleh’ ich mit vergebner Müh:
Kannst du ewig meinen Klagen,
Lohnst du meine Treue nie?
Aber immer unbeweglich
Hört das kalte Mädchen täglich
Meine Seufzer an und spricht:
Glaub’, ich teilte deine Triebe,
Wünscht’ ich ihre Dauer nicht!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/89&oldid=- (Version vom 16.11.2019)