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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/93

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Möcht’ dir gefallen.

Wenn ich die Flut wär’,
Möcht’ ich dir winken,
Auf dass du, durstig,
Kämst, mich zu trinken.

5
Wär’ ich die Rose,

Möcht’ ich dich stechen,
Damit du Lust hast,
Mich drum zu brechen!

Wär’ ich das Vöglein,

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Laut würd’ ich singen,

Dass mich zu fangen,
Du legtest Schlingen!

Wär’ ich der Rasen,
Bückt’ ich mich nieder,

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Auf mir zu betten

Weich deine Glieder!

Doch da ich gar nichts
Bin von dem allen,
Möcht’ ich nur eines:

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Dir – recht gefallen!
Sidonie Grünwald-Zerkowitz.





Ein Erwachen.

Ich lag ihm am Herzen die letzte Nacht –
O Mutter, hätt’ ich an dich gedacht!

Verschliesst euch, Augen, vor diesem Tag,
Dass euch die Sonne nicht sehen mag.

5
Euch, gute Schwestern, dir und dir

Gehör’ ich nimmer und ihr nicht mir.

Die alten Gassen, die sind es noch
Und kennen mich nimmer, und bin es doch,

Und schreien mich an und sagen: »Nein!« –

10
O hülle, du Nacht, vor Nacht mich ein.


Und wenn ich die Höchste im Lande wär’,
Ich bin meiner Mutter Kind nicht mehr.

Joh. Georg Fischer.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)