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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/135

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bestimmt war, zu welchen Preisen ihm Hafer, Gänse, Hühner, Tauben und Eier aus dem Amte verabreicht werden mußten. Er war dem Jägermeister untergeordnet. Jm Jahre 1661 wurde in der Person des Grafen von Dernath ein Oberfalkenmeister ernannt[1].

Um dem Falkenmeister freie Wohnung zu gewähren und Raum zur Unterbringung der Falken und des sonst zu dieser Jagd nöthigen Geräthes, sowie der Pferde und Hunde, zu gewinnen, wurde am 12. Februar 1606 das der Witwe und den Kindern des Jagdzeugwagenmeisters Caspar Zschertner, genannt Müller, gehörige Haus mit Hof, Scheune, Ställen, Garten und Wiese in Poppitz für 960 Gulden erkauft[2] und zu einem Falkenhof eingerichtet. Die Gebäude lagen an der Stelle des jetzt noch als Falkenhof bekannten Gebäudes am Sternplatze, nahmen aber nicht den ganzen Raum desselben, sondern nur den nach der Güterbahnhofstraße zu gelegenen Theil ein und reichten nicht bis zum Mühlgraben, der jetzt unter dem Gebäude in der Nähe der Falkenstraße hinwegfließt.

Am 2. April 1614 Nachmittags 4 Uhr brach in der Küche des Falkenhofes Feuer aus, wodurch dessen sämmtliche Gebäude eingeäschert wurden. Da an dem Tage gerade ein starker Wind wehte und die vielen Stroh und Schindeldächer leicht entzündbar waren, verbreitete sich das Feuer mit großer Schnelligkeit und sprungweise, so daß oft näher liegende Gebäude verschont blieben, während die entfernter gelegenen in Flammen aufgingen. Es waren im Ganzen 66 Häuser und 32 Scheunen vernichtet worden, und zwar in der Josephinengasse (damals Neue Gasse genannt) 4 Häuser, in der kleinen Plauenschen Gasse 12, in der großen Plauenschen Gasse 17, an der Dippoldiswalder Straße 9, hinter dem alten See, etwa zwischen Reitbahnstraße und Bürgerwiese, 13 und in Poppitz selbst 11, darunter das des Scharfrichters Christoph Polz[3]. Es wurde dem Scharfrichter nicht gestattet, sein Wohnhaus in Poppitz wieder aufzubauen, sondern angeordnet, daß er die Baustelle verkaufen und die Scharfrichtereigebäude vor der Stadt (an der Stelle, wo jetzt die Siemens'sche Glasfabrik steht), wo er auch seine Knechte untergebracht hatte und die Abdeckerei betrieb, beziehen solle. Da die Scharfrichtereigebäude sich nicht in gutem Zustande befanden, wurde befohlen, sie wieder vorzurichten. Der Scharfrichter bat zwar um Erlaubniß, an einer anderen Stelle, etwas weiter von der Stadt entfernt, ein Haus für sich erbauen zu dürfen, aber der Amtsschösser und der Rath wurden mit Erfolg dagegen vorstellig. Von da an scheinen die Scharfrichter die Kavillerei bewohnt zu haben; es war nur eine Ausnahme gewesen, daß der Vorgänger des Scharfrichters Polz in der Stadt hatte wohnen dürfen. Schon vier Tage nach dem Brande, am 6. April 1614, erging der Befehl an den Schösser, die Brandstätte abzuräumen und einen Anschlag zum Wiederaufbau des Falkenhofs einzureichen[4].

Im Jahre 1720 wurde der Falkenhof an den Generalfeldmarschall und Kabinetsminister Grafen von Flemming verkauft und die Falknerei nach dem Reisewitz'schen Vorwerk in Plauen, das zu diesem Zwecke erkauft worden war, verlegt[5]. Der Falkenhof bestand damals aus einem Wohngebäude, einem Schänkhaus, – denn der Falkner schänkte Bier – einem mit einer Mauer umgebenen Garten, worin sich ein 280 Ellen langer Kanal und eine Fontäne befanden; außerdem hatten früher einige an der Dippoldiswalder Straße gelegene Felder dazu gehört, die aber schon 1615 verkauft worden waren. Im Hofe befand sich ein Gebäude, die „Grotte“ genannt[6].

Flemming veräußerte das Grundstück bereits 1721 an die Ehefrau des Obersteuerbuchhalters Pfützner, und von den Pfütznerschen Erben ging es 1738 auf den Gerber Tobias Strubell über, dessen Erben es noch 1759 besaßen. Die in dem Aufsatze Schäfers über die Falkenhöfe (Dresdner Anzeiger 1867, Nr. 192) erwähnte Fabrik Delfter Porzellans, welche sich im Falkenhofe befunden und 1730 besonders florirt haben soll, scheint nur in den Grenzen eines Versuchs geblieben zu sein jedenfalls bestand sie 1741 nicht mehr und ist sicher schon vor 1735 eingegangen[7]. Bei Abbrennung der Vorstädte am 10. November 1758 ging das mit dem Falkenhof verbundene Grundstück, das sogenannte Jakobsthal (es scheint dies der nach der jetzigen Falkenstraße zu gelegene Theil des Grundstücks zu sein), mit in Flammen auf, wurde aber 1764/65 wieder aufgebaut[8].

Das Gasthaus zum Goldnen Stern lag auf dem Raume, welchen jetzt der Sternplatz einnimmt. Es war bereits 1675 durch den kurfürstlichen Reisebettmeister Abraham Freißleben erbaut worden. Freißleben verkaufte das Grundstück 1688 an den Weißbäcker Martin Fischer[9]. 1863 wurde der Goldne Stern abgetragen, nachdem er 1861 von der Stadt Dresden angekauft


  1. Rep. LII. Gen. 1937. Bl 411. 412.; 1944. Bl. 123. – Auszugk was von Ostern 1555 etc. Loc. 38136. Bl. 6.
  2. Rep. K. Nr. 13478.
  3. Brandschaden zu Dresden 1613 fg. Loc. 9844. Bl. 5 fg. 9.
  4. Ebenda Bl 48 fg 71. 39.
  5. Coll. Schmid. Amt Dresden Vol. XIX. Nr. 502. – Hantzsch in den Mitth. des Vereins f. Geschichte Dresdens Heft 8, S. 73.
  6. Den Falkenhof etc. Vol. I. Loc. 884. Bl. 129b. – Rep. XXII Dresden 159. Bl. 2. u. Dresden 233. Bl. 4.
  7. Rep. XXVII. Dresden 31. Bl. 1b. 2a/b. 3b. 6b. 12.
  8. Rep. XLIII. Dresden 248. Bl. 3. – Rep. XXII. Dresden 233. Bl. 46. 51. – Coll. Schmid. Amt Dresden, Vol. XXIX Nr. 502.
  9. Priv. Bd. XLIII. Bl. 464. – Gasthofs- und Schankprivilegien. 1668 fg. Loc. 30690. Nr. 4.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/135&oldid=- (Version vom 25.9.2024)