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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/137

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10000 Thaler gekostet[1]. Mit den „Drei Rosen“, die während des Krieges 1760 abbrannten, ist vermuthlich auch dieses Gartenhaus vernichtet worden[2]. Die zu Anlegung des Gartens angekauften Häuser der sogenannten Nachbarschaft wurden stehen gelassen.

Nachdem die Kurfürstin Magdalene Sibylle 1687 gestorben war, wurde laut Urkunde vom 12. November 1689 das Grundstück an die Kaufleute Sigmund Hilger und Tobias Unruh mit Ausschluß der „welschen Bäume und Früchte“ für 2500 Gulden verkauft[3]. Schon 1691 veräußerten die neuen Besitzer 6 Parzellen und später, besonders im Jahre 1718, noch weitere Theile davon, so daß zuletzt nur noch das am Ende der Annenstraße gelegene, später die „Drei Rosen“ genannte Gehöft nebst Garten übrig blieb[4]. Auch der Garten des ehemaligen Jägerhofs war mit veräußert worden, während der an der Annenstraße gelegene Theil des letzteren wahrscheinlich in den Röhrhof mit einbezogen worden ist und später das Grundstück Annenstraße Nr. 15 gebildet hat; das eigentliche Röhrhofsgrundstück trug die Nr. 17. Nach dem Tode der Kurfürstin Magdalene Sibylle wurde die den Röhrhof theilende Bretterwand beseitigt, das alte Wohnhaus in Stand gesetzt und angeordnet, daß um den ganzen Hof herum Ställe gebaut werden sollten. Der Bau war auch begonnen, aber wieder eingestellt worden und bis 1709 noch nicht zur Vollendung gekommen[5].

Das als die Drei Rosen bekannte Restgrundstück war nach Hasche (Beschreibung Dresdens Bd. 1. S. 445) lange Zeit hindurch als Gasthof berühmt und der im Hause befindliche Tanzsaal wurde vom Hofkomödianten Kirsch und später von anderen reisenden Schauspielergesellschaften als Theatersaal benutzt. Es scheint dies besonders in den fünfziger und sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts der Fall gewesen zu sein; zu Hasche’s Zeit diente der Garten als Konzertgarten. Zum Gasthof war es auf folgende Weise geworden. Im Jahre 1676 wurde dem kurfürstlichen Reisebettmeister Abraham Freißleben für den Preis von 600 Thalern ein unmittelbar neben dem Garten der Kurfürstin Magdalene Sibylle gelegenes Hausgrundstück mit der Erlaubniß, darin „allerhand ehrlicher Nahrung zu seinem besten Nutzen sich zu gebrauchen“, vererbt und im Jahre 1709 auf Ansuchen des damaligen Besitzers Hofkonditor Johann Heinrich Koltzer dieses Privilegium dahin ausgedehnt, daß darunter auch der fremde Bier- und Weinschank, sowie Schlachten und Backen verstanden werden solle[6]. Zuletzt befand sich ein Waschhaus und Bleichplan dort; bei Anlegung der Humboldtstraße im Jahre 1869 wurde das Gebäude abgetragen.

Der Graue Wolf, jetzt Annenstraße Nr. 25, und zwar das gegenwärtig mit einer Hausthür nicht versehene Haus neben dem Annenhofe in der Richtung nach der Humboldtstraße zu, wird von Hasche (Beschreibung Dresdens Bd. 1. S. 445) als schon 1603 bestehend erwähnt, war aber jedenfalls bereits im 16. Jahrhundert vorhanden. Es befand sich dort ein Tanzsaal und ein mit Alleen von Nußbäumen beflanzter Garten. August der Starke soll im Jahre 1727 den ganzen Bauernaufzug, welcher beim Vogelschießen auf den Ostrawiesen betheiligt gewesen war, dort haben speisen lassen. Im Jahre 1662 erkaufte der Rath zu Dresden das Grundstück von Zacharias Finsingers Ehefrau für 1300 Meißner Gulden und veräußerte es im Jahre 1747 an Matthäus Mentzel, der es schon seit 1732 in Pacht gehabt hatte, für 3500 Thaler. Mentzel ließ das niedrige, baufällig gewordene Vorderhaus ausbessern und führte neue Hintergebäude, sowie einen Saal auf. Bei der Belagerung im Jahre 1760 wurden die Gebäude beinahe vollständig eingeäschert. Die Wittwe Mentzels (ihr Mann war schon 1752 verstorben) richtete sich in einem kleinen vom Brande verschont gebliebenen Theile der Gebäude nothdürftig ein und betrieb darin den Bierschank in allerdings sehr eingeschränkter Weise weiter. Nach ihrem 1781 erfolgten Tode kam das Grundstück zur Subhastation und wurde vom Hofsattler Vogel für 530 Thaler erstanden. Dieser baute das Haus neu auf, ließ aber von Ostern 1784 an den Bierschank vollständig eingehen und benutzte es nur zum Betrieb seines Gewerbes[7].

Das schon oben erwähnte Weiße Rößchen, in welchen sich die Botenherberge befand, stand auf dem Platze, den jetzt die Engel-Apotheke einnimmt. Es diente auch zur Einkehr anderer Gäste, wurde aber hauptsächlich von den nach Dresden kommenden Boten besucht. Da man sich in früheren Jahrhunderten beim Mangel aller postalischen Einrichtungen für jede Sendung besonderer Boten bedienen mußte, so war die Anzahl der in Dresden als dem Sitze der Regierung täglich aus den Aemtern im Lande eintreffenden Boten eine ziemlich große, abgesehen von denjenigen, welche im Interesse Privater hierher kamen. Wegen der Gefahr der Verbreitung ansteckender Krankheiten, namentlich der häufig auftretenden Pest, war es den Boten untersagt, in der Stadt selbst zu wohnen, und ihnen besonders das Weiße Rößchen zum Aufenthalt angewiesen. Während des Dreißigjährigen Krieges jedoch, wo der Schluß der


  1. Rep. VIII. Dresden. Nr. 33.
  2. Diarium der Preußischen Belagerung etc. S. 33.
  3. Rep. XXII. Dresden 222. Bl. 5.
  4. Ebenda Bl. 84.
  5. II. Rentcop. 1709. Bl. 305. 344.
  6. Brau- u. Schankprivilegien. Vol. I. Loc. 30558. Bl. 224b.
  7. Rep. XXII. Dresden 79. Bl. 1. 88. 90. 92. 164. 177. 182.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/137&oldid=- (Version vom 26.9.2024)