Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/138

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Festungsthore strenger gehandhabt wurde, war es ihnen gestattet worden, auch in der Stadt selbst zu wohnen, da sie ihre Aufträge nicht immer vor Thorschluß erledigen konnten[1]. Im Jahre 1578 war der kurfürstliche Sekretär Bernhard Freydiger Besitzer des Weißen Rößchens und 1635 besaß es Gabriel Kretzschmar, bis es 1641 durch Vermächtniß auf den Gotteskasten der Kreuzkirche überging[2], von welchem es 1668 Matthes Gürtler für 650 Gulden erkaufte. Dieser vergrößerte es durch einen danebenliegenden Grundstückstheil, welcher ein Stück Hof und ein Haus mit einer Seifensiederei umfaßte. Der Enkel Matthes Gürtlers, Christoph Friedrich Gürtler, auf den das Grundstück 1705 überging, erbaute den Gasthof von Grund aus neu und verkaufte ihn 1712 an Johann Georg Ehrlich für 3000 Thaler. Von diesem erwarb ihn 1731 die Ehefrau des Apothekers Beylich, Sophie Elisabeth verw. gew. Müller geb. Kammsetzer. Von dieser Zeit an dürfte der Betrieb der Gastwirthschaft in dem Grundstücke aufgehört haben, da Beylich dort seine Apotheke einrichtete. Es war dies die Engel-Apotheke, die älteste Apotheke der Wilsdruffer Vorstadt. Sie wurde durch Johann Andreas Mietiger im Jahre 1698 gegründet und von dessen Erben 1729 an Beylich verkauft[3]. Das jetzige Gebäude der Engel-Apotheke wurde 1897 erbaut.

Die Engel-Apotheke und das gegenüber gelegene Jakobshospital bildeten die Grenze der Poppitzer Gemeinde.


Zur Geschichte des Jakobshospitals.
Von Kanzleirath Heinrich Haug†.

An der Ecke der Annenstraße, bis etwa 1815 „am Obersee“ genannt, und der Straße „am See“ lagen die Gebäude des ehemaligen Jakobshospitals. Ursprünglich nur eine Nachtherberge für arme Reisende sowie für die Pilger, welche die dem heiligen Jakob geweihte Kapelle des Hospitals, einen bekannten Wallfahrtsort, besuchten, wird es zuerst im Jahre 1455 urkundlich erwähnt, als ihm der Kurfürst Friedrich II. freies Leseholz in der Dresdner Haide zusichert. Im Jahre 1456 schenkte der Pfarrer Johannes Terrembach dem Hospital einen von ihm erkauften, zu Poppitz am See gelegenen Hof zu Errichtung eines Spitals und einer Elendenherberge, der jedenfalls ganz in der Nähe des bisherigen Hospitals lag[4]. Da die Gebäude des Hospitals baufällig geworden waren[5], ließ Herzog Georg sie 1535 abbrechen und in größerem Umfange an derselben Stelle neu aufrichten. Sämmtliche Gebäude bestanden aus Erdgeschoß und einem Stockwerk. Im Vordergebäude war links vom Eingange die Hospitalkapelle eingebaut, welche durch beide Geschosse hindurchging. Sie bildete die Ecke des Gebäudes und ihre Fenster gingen nach der Annenstraße und der Straße „am See“ hinaus. Der Altar befand sich an der Seite nach der Straße „am See“, der Chor mit der Orgel und die Emporkirche gegenüber dem Altar über dem Hausflur. Nach dem anstoßenden Seitengebäude zu waren einige Betstübchen angebracht und unter diesen im Erdgeschoß die Sakristei. An Kirchengeräthen werden erwähnt einige silberne und vergoldete Kelche, Hostienteller und Kapseln, zwei metallne vergoldete Kruzifixe, einige zinnerne Leuchter, eine metallne vergoldete Monstranz, eine große Anzahl alter Meßgewänder, Chorhemden und Altarbekleidungen, mehrere Sanduhren, Klingelbeutel, Bilder und dergleichen. Ueber dem Altar waren an der Wand drei geschnitzte Bilder befestigt: in der Mitte ein Marienbild und zu beiden Seiten St. Jakob und St. Johannes. Alle diese Gegenstände waren noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorhanden. Auf dem über der Kirche befindlichen Dachreiter hingen drei kleine Glocken[6].

Rechts vom Eingange im Vorderhause an der Annenstraße befand sich im Erdgeschoß und ersten Stock die Wohnung des Hospitalverwalters. Längs der Straße am See erstreckte sich, mit dem Vordergebäude verbunden, ein langer Seitenflügel, der im Erdgeschoß und ersten Stock je 24 Zellen von je 4 Ellen Breite und 6 Ellen Tiefe für die Hospitalbrüder enthielt, und auf der anderen Seite des dazwischen liegenden Hofes ein gleicher nach dem Garten zu liegender Flügel mit derselben Anzahl Zellen. Dieser scheint wenig benutzt worden zu sein, da die Brüder größtentheils den an der Straße am See gelegenen Flügel bewohnten, der auch hinlänglich war, denn mehr als 60 Hospitaliten sind im Jakobshospitale niemals verpflegt worden; meist waren es nur einige vierzig. In demjenigen Gebäude, welches den Hof nach hinten abschloß, befanden sich im oberen und unteren Geschosse je zwei Konventstuben, wovon aber auch nur die letzteren, zwischen denen die Küche lag, gebraucht wurden. Die hintere Seite dieses Gebäudes war von den daneben liegenden Bürgerhäusern durch


  1. Dresdner Geschichtsblätter Bd. 2 S. 26
  2. Priv. Bd. 2. Bl. 209, Bd. 15. Bl. 319.
  3. Rathsakten C. XLI. 129m. – Priv. Bd. 30. Bl. 216 fg.
  4. Cod. dipl. Sax. reg. II, 5. S. 201. – Richter, Gesch. der Stadt Dresden I. Th. S. 202.
  5. Die Fundation etc. Loc. 9836. Bl. 6.
  6. S. a. Gurlitt, beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler 21. Heft S. 172 fg.; Inventar von 1760. Loc. 5968.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/138&oldid=- (Version vom 26.9.2024)