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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/143

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Küchendienst verwendet wurden, in der Küche nicht mehr aufhalten. Ueber das Verhalten der Hospitalbrüder hatte der Hospitalverwalter Conduitenlisten zu führen und beim Geheimen Finanzkollegium einzureichen.

An Kleidungsstücken wurden den Brüdern jährlich 1 Paar Strümpfe, 1 Hemde, alle zwei Jahre 1 Paar Schuhe und alle vier Jahre 1 Rock, Weste und Beinkleid, sowie 1 Hut verabreicht. Tisch- und Bettwäsche wurde alle sechs Jahre erneuert.

Der ganze Nachlaß der Hospitalbrüder, einschließlich der etwa ausgeliehenen Kapitalien, verblieb, wenn nicht eine Wittwe oder Kinder vorhanden waren, dem Hospital, andernfalls wurden nur die Begräbnißkosten, sowie die mit jährlich 30 Thalern berechneten Unterhaltungskosten davon in Abzug gebracht.

Der Gottesdienst in der Hospitalkirche wurde Mittwochs und Freitags von den Diakonen der Kreuzkirche gehalten. Die täglichen zwei Betstunden wurden in derselben Weise wie früher gehalten, dabei einige Verse gesungen und ein Kapitel aus der Bibel gelesen. Für diejenigen, die Sonn- und Festtags die Stadtkirchen nicht besuchen konnten, las der Lesemeister in der Konventstube eine Predigt, worauf einige Lieder gesungen wurden. Vierteljährlich fand Kommunion statt[1].

Eine Veränderung in der Oberaufsicht über das Jakobshospital fand im Jahre 1818 statt. Die bis dahin mit der Verwaltung des Armenwesens beauftragte Kommission erhielt nämlich eine Direktion vorgesetzt, unter deren Leitung und Aufsicht alle in Dresden zur Versorgung und Unterstützung der Armen vorhandenen Mittel, Anstalten, Stiftungen und Fonds vereinigt wurden und zu deren „dirigirendem Kommissar“ der Justizamtmann Eckert in Chemnitz unter Verleihung des Hofrathstitels ernannt wurde. In Folge dieser Einrichtung wurde das Jakobshospital nebst der Vertheilung des sogenannten Paxbrodes der neuen „Armenkommission“, die mit dem 1. März 1818 ihre Thätigkeit begann, überwiesen und der Oberaufsicht des Geheimen Finanz-Kollegiums entzogen[2].

Das ebenerwähnte Paxbrod war eine besondere Stiftung der Landesherren, die an sich mit dem Jakobshospitale in keinerlei Zusammenhang stand. Schon von 1580 bis 1666 wurde durch den Amtsschreiber Brod an arme Leute unter der Bezeichung Paxbrod vertheilt, wozu wöchentlich 4 Scheffel Korn verwendet wurden. Seit 1667 war diese Brodvertheilung unterblieben, wurde jedoch auf Ansuchen des Rathes zu Dresden im Jahre 1685 wieder eingeführt und die Hospitalverwalter zu St. Jakob mit der Angelegenheit beauftragt. Das Korn wurde vom Hoffutterboden geliefert und in früherer Zeit das Brod im Backhause des Jakobshospitals selbst, später aber von einem damit beauftragten Bäcker in seinem Hause gebacken und im Hospital vertheilt. Es waren 91 bestimmte Personen, welche dieses Brod erhielten, über deren Namen und sonstige Verhältnisse anfänglich vom Amte Dresden ein Verzeichniß angefertigt und dem Kammerkollegium überreicht wurde. Es sollten insbesondere alte abgedankte Hofdiener, Soldaten und deren Wittwen und Kinder, welche unter Amtsjurisdiktion wohnten, dabei berücksichtigt werden. Sie meldeten sich beim Hospitalverwalter, wurden zunächst als Expektanten aufgeschrieben und konnten erst dann das Brod erhalten, wenn Jemand von den bisherigen Empfängern abging, was gewöhnlich nur durch Todesfall eintrat. Jede Person erhielt wöchentlich 7 Pfund Brod[3].

An sonstigen Almosen wurden durch den Hospitalverwalter wöchentlich vier Groschen an Handwerksburschen und andere arme Leute, drei Brode an arme Schüler und sieben Brode an andere Arme vertheilt[4]. Diese Almosen an Geld und Brod wurden in der Hospitalrechnung verschrieben und das Brod gehörte nicht zum Paxbrode.

Bei der im Jahre 1820 erfolgten Abtragung des Pirnaischen Thores mußte die über demselben befindliche Baugefangenen-Kirche, sowie die Wohnung des Festungsbau-Predigers, des bekannten Dresdner Chronisten Hasche, beseitigt werden. Der Gottesdienst für die Baugefangenen wurde in die Kirche des Jakobshospitals, die Sonntags nicht gebraucht wurde, verlegt. Das Schiff der Hospitalkirche wurde durch ein Gitter in zwei Hälften getheilt, deren größere für die Baugefangenen bestimmt wurde und ungefähr 100 Personen faßte. Die kleinere Hälfte, in welcher etwa 60 Personen Platz hatten, sollte einstweilen den Weibern und Kindern der Baugefangenen und anderen Einwohnern überlassen werden, später aber für die Insassen der im Jakobshospital zu errichtende Zwangsarbeitsanstalt, welche damals schon geplant war, aber erst im Mai 1821 eröffnet wurde, verwendet werden. Die unterm Chor befindliche Emporkirche, welche etwa 30 Personen faßte, wurde für die Angehörigen des Baupredigers und andere Leute seiner Gemeinde (es hatten nämlich verschiedene Dresdner Einwohner in der früheren Festungsbaukirche gelöste Sitze innegehabt) und die Emporkirche rechter Hand, die etwa 20 Personen faßte, für die Hospitalbrüder vorbehalten. Der Chor blieb für den Kantor, Organisten und das Beamtenpersonal der Baugefangenen-Anstalt. Hasche selbst miethete sich eine Wohnung in der Nähe des Jakobshospitals und zwar in dem Hause


  1. Rep. XXIII. Dresden 95. Bl. 1.
  2. Rep. XXIII. Dresden 136. Bl. 1.
  3. Notiz über das Paxbrod. Loc. 5960; Rep. XXIII. Dresden 75. Bl. 63 fg.; Paxbrodaustheilung 1722. Loc. 5963.
  4. Acta, das Almosen beim Hospital etc. Loc. 5960.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/143&oldid=- (Version vom 24.10.2024)