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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/199

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gewesen und von dessen Projekten für die Ausmalung des Korridors und Treppenhauses des Museums sehr eingenommen ist ... So wird das Werk ja wohl zu Stande kommen, und wenn ich bedenke, welche Folgen für mich daraus erwachsen werden, wenn Hübner endlich doch mit seinen Plänen und Wünschen reussiert, so darf ich nachgerade an meinen Rückzug denken ...

25) Mittwoch. Ludwigs und der Malvina Hochzeitstag ... Da mich der Herr Minister aufgefordert hat, Notizen über diejenigen Gemälde der Woodburneschen Sammlung zu geben, welche für unsere Galerie wünschenswerth erscheinen[1], so nehme ich mein Tagebuch vor, um das, was ich über diese ausgezeichnete Sammlung in London aufgezeichnet habe, nachzulesen ... Von Klenze erhalte ich ein freundliches Schreiben und den von König Max unterzeichneten Kontrakt. So ist denn also diese Bestellung in bester Form festgemacht. Obermann bringt mir den Probedruck seiner Platte, die letzte zu den beiden jetzt erscheinenden Lieferungen. Sie ist schön geschnitten (Nr. 156)[2]. – Gegen 5 Uhr rüsten wir uns zur Fahrt nach der Kirche. Malvina sieht in ihrem einfachen weißen Kleide mit Schleier und Kranz wunderschön aus ... Alle Zeugen stellen sich rechtzeitig in der Sakristei ein. Leider konnten Rietschels nicht kommen ... Der Trauungsakt ist einfach, kurz, aber sehr feierlich und schön. Langbein spricht vortrefflich ... Wir haben ein schönes Fest gefeiert, und Ludwig ist sichtlich ergriffen ...

26) Donnerstag ... Rietschel begrüßt das neue Ehepaar in einigen Zeilen und sendet ein paar kleine Basreliefs von seiner Hand ...

27) Freitag ... 5 Uhr Sitzung des Akademischen Rathes ... Endlich wird auch mein im vorigen Jahr gestellter Antrag, die Bezahlung der Modellgelder in den Ateliers auf eine feste Norm zu gründen, von Hähnel wieder in Anregung gebracht ... Nach der Sitzung veranlaßt Professor Richter mich, ihn zu begleiten, da er wünscht, über sein und seines Sohnes geschäftliches Verhältniß zu Gaber, in welchem nicht nur Störungen vorgekommen sind, welches vielmehr nun gänzlich zerstört ist, mit mir zu sprechen. Es handelt sich darum, mir zu zeigen, daß Gaber keinen geschäftlichen Sinn habe und gänzlich unzuverlässig, unter Umständen auch unwahr sei ...

30) Montag ... Museum. Hübner, dessen Aufstellungsplan für die Holbeinsche Madonna zur Ausführung gekommen ist, bringt mir einen kleinen Aufsatz, der für das Dresdner Journal geschrieben und bestimmt ist, in wenig Worten dem Publikum Kenntniß von den Gründen zu geben, welche diese Aufstellungsweise empfohlen haben. Der Aufsatz ist gut und anspruchslos gehalten, und ich bringe ihn Hübner am Abend mit der schriftlichen Erklärung zurück, daß ich damit einverstanden bin ...

Mai.

1) Dienstag ... 1/2 12 Uhr bin ich im Museum, um vor Eintreffen Seiner Majestät zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Alsbald stellt sich Professor Hübner ein, mit welchem ich mich in die Treppenhalle verfüge, wo dann auch Seine Excellenz der Herr Minister sich einfindet ... Der König begiebt sich sogleich in die Abtheilung des Holbein und äußert sich nach aufmerksamer Besichtigung der Aufstellung ganz zufrieden mit dem Bemerken, daß ihm bange gewesen sei, weil sich gar so viele Einwendungen gegen das Projekt hätten vernehmen lassen. Ich stehe nicht an, Seiner Majestät zu sagen, daß die Aufstellung mit allen Einzelheiten des Aufbaues gewiß befriedigen müsse, sobald man einmal der Frage einer Einzelaufstellung des Hauptbildes gegenüber für die Aufstellung der Bildergruppe sich entschieden habe, denn die Wirkung des Ganzen als Dekoration des Raumes sei unbestreitbar eine sehr günstige. Hübner äußert, daß die laut gewordene Opposition gegen das Projekt wohl besonders durch seine Persönlichkeit hervorgerufen worden sei. Der Herr Minister ist sichtlich erfreut, daß die ganze Angelegenheit nun zur Zufriedenheit des Königs erlediget worden ist ...

2) Mittwoch ... Atelier. Außer Trembicky hat sich nun auch Stichart im Atelier eingefunden, welcher schon vor einem Jahre seinen Eintritt beabsichtigte, aber erst in München sich eine Zeit lang aufhalten wollte, um im Malen sich einige Sicherheit zu erwerben ...

3) Donnerstag ... Schirmer hat ein Vorrathsbild von Cranach gereinigt, das der Einverleibung in die Galerie würdig scheint. Es stellt das Doppelopfer des Elias und der Baals-Pfaffen vor und ist sehr figurenreich und von großer Ausführung [jetzt Nr. 1941] ... Nachmittag erhielt ich noch einen Brief von Klenze, der mich benachrichtigt, daß der König Max am 9. Mai in München eintreffen wird und daß es sehr erwünscht wäre, wenn ich bis dahin eine Skizze zu dem bei mir bestellten Bilde einliefern könnte. In den wenigen Tagen, die ich bis zum 9. vor mir habe, einen Entwurf zu solch einem Gegenstand zu Stande zu bringen, scheint mir unmöglich, doch will ich sehen, was sich thun läßt.

4) Freitag ... Klenzes Brief wird umgehend beantwortet. Ich mache ihm begreiflich, daß ich durch eine übereilte Arbeit mich entweder binden oder kompromittieren könne, daß ich indeß doch einen Versuch

machen würde, eine Skizze in den nächsten Tagen zusammenzubringen


  1. Dies war, wie aus einer – hier nicht abgedruckten – Tagebuchaufzeichnung vom 25. April 1854 hervorgeht, sechs Jahre früher schon einmal geschehen.
  2. II. Buch der Maccabäer Cap. 11: „Ein Engel des Herrn führt Israel gegen den Feind“.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/199&oldid=- (Version vom 11.9.2024)