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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/251

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die Berechnung der Einnahmen der Miethe abzulegen, weil ich seine und meiner Freunde Zeit zu schonen wünsche. Die Kosten, welche auf diesem Hause ruhen, sind folgende: die Zahlung der bestimmten Abgaben, die auf diesem Hause lasten und welche der Regierung jährlich gezahlt werden müssen; die Zahlung der jährlichen Interessen der 4850 Thlr., welche ich auf diesem Hause schuldig bin; die jährlichen kleinen Reparaturen, welche oft vorfallen; die Bezahlung der Tagelöhner, welche zur Reinigung der beiden Höfe, der Straße, die das Haus begränzt, und zu Gartenarbeiten gehalten werden; die Bezahlung der Schornsteinfeger und der Röhrmeister und einiger bestimmter Neujahrsgratulanten.

Nr. 6. Da ich es weiß, daß die Miethe, welche dies Haus jährlich einträgt, nicht hinreicht, alle diese Kosten zu bestreiten, so deponire ich, so lange Tiedge lebt, 3500 Thlr. in K. pr. Staatspapieren bei Pappermann. – Die jährlichen Interessen der 3500 Thlr. Staatspapiere geben 140 Thlr. Interessen, diese 140 Thlr. werden zu der Hausmiethe hinzugelegt, und mit dieser Summe kann Pappermann die oben angeführten Ausgaben bestreiten. Doch falls unvorhergesehene Ereignisse außerordentliche Reparaturen erfordern, dann zeigt Pappermann dies meinem verehrten Freunde und Kurator, Herrn Hofrath von Langenn[1] an, überlegt mit diesem, wieviel von denen bei Pappermann deponirten Staatspapieren zu der größeren Reparatur des Hauses genommen werden kann, über diese bestimmte Summe giebt mein verehrter Freund von Langenn alsdann meinem guten Pappermann die Quittung. – Nach Tiedges Tode überliefert dieser Herrn Hofrath von Langenn den Rest der bei ihm deponirten K. pr. Staatspapiere und erhält dagegen von diesem meinem verehrten Freunde die Quittung über den Rest der abgelieferten Staatspapiere. – Ich werde in diesem Codezille weiter unten disponiren, welche Verfügungen ich mit dem Reste der übergebliebenen Staatspapiere treffen will, die ich zu Reparaturen dieses Hauses hinterlassen hatte. Sollte Freund von Langenn bei Tiedges Tode entfernt von Dresden leben, dann treten meine beiden Freunde, Hofrath Hase[2] und Advocat Lipsius, an unsers edlen Langenns Stelle, und diese Freunde führen meine Verordnungen aus.

Nr. 7. für den Fall, daß ich meinen guten thätigen Pappermann überlebe, substituire ich ihm seine würdige Frau, und sollte ich auch den Schmerz haben, sie zu verlieren, dann substituire ich die beiden Söhne dieses mir werthen Paares, meine geliebten Zöglinge August und Theodor[3], als Erben ihrer Eltern, welche mir treulich mein Vermögen erwerben halfen.

Nach Tiedges Tode theilen meine beiden Zöglinge sich in dem, was ich ihren Eltern in diesem Codezille hinterlassen werde, und August, der jetzt schon mündig ist, wählt, wenn er das Unglück hat, seine guten Eltern zu verlieren, so lange Herr Tiedge lebt, unsern Freund den Herrn Geheimen Finanz-Secretair Pfarr und erbittet ihn, in meinem Namen dies Haus in seine Obhut zu nehmen, für die Vermiethung des Hauses, für die Reparaturen, für einen treuen Hausmann, und für alles zu sorgen, was Pappermann von der Miethe des Hauses und den Interessen der 3500 Thlr. in K. pr. Staatspapieren zu bestreiten hatte, welche, so lange Tiedge lebt, bei Pappermann deponirt waren. Würden die Verhältnisse es gestatten, daß Freund Pfarr meinen Wunsch aus Freundschaft für mich und Tiedge und aus Liebe für meine beiden Zöglinge annimmt, so wünsche ich auch, daß dieser Freund, so lange Tiedge lebt, die untere Wohnung, welche ich für die seelige Piattolie[4] habe einrichten lassen, ohne Miethe zu zahlen, bewohnen möge.

Nr. 8. Alle Möbeln, die in meinem Schlafzimmer und den vier Zimmern sich befinden, welche die Aussicht auf die Elbe haben, hinterlasse ich meinem edeln Freunde Tiedge mit der Bitte, daß dieser Freund, so lange er lebt, keine Möbeln verschenke, denn nach seiner Neigung, Geschenke zu machen, würden diese fünf Zimmer bald leer werden. Von meiner Bibliothek hat der Theure nur die Nutznießung; nach seinem Tode fällt diese meinem edeln Freunde Hase zu; doch werde ich aus dieser meiner Bibliothek auch andern Freunden kleine Vermächtnisse hinterlassen. Gleich nach meinem Tode erhält Freund Hase Canova’s Marmorbüste. Noch bitte ich Freund Tiedge, unserm geliebten Hofrath von Langenn nach meinem Begräbnisse den Schreibetisch zuzustellen, an welchem man abwechselnd bald sitzend, bald stehend schreiben kann. Die Stutzuhr, welche sich auch in meinem Schreibezimmer befindet, ist ein Geschenk unsers unvergeßlichen Freundes Hofrath Sulzers[5] und da bitte ich Tiedge, daß er nach seinem Tode dies uns so theuere

Anmerkungen

  1. Friedrich Albert von Langenn, geb. 26. Januar 1798 zu Merseburg, gest. 30. Dezember 1868 zu Dresden. Als Jurist, Historiker und Erzieher des späteren Königs Albert bekannt. Er wohnte damals auf der Königstraße.
  2. Heinrich Hase, geb. 18. Jannar 1789 in Altenburg, gest. am 9. November 1842. Von 1809 an war er Hofmeister im Hause eines Bruders der Elisa, eines Grafen Medem in Kurland, gewesen. Nach größeren Reisen war er am Königl. Antikenkabinet, seit 1835 auch als Leiter des Mengsschen Museums und des Königl. Münzkabinets angestellt. Er galt als eine fein gebildete Persönlichkeit; er wohnte auf der Hauptstraße.
  3. August P. starb in älteren Jahren (1869) als Rechtsanwalt, Theodor als junger Mediziner.
  4. Wittwe des Hofrats Piattoli, der einst Jesuit, dann Berater des Königs Stanislaus Poniatowski, zuletzt lange Jahre Vertrauter der Herzogin Dorothea von Kurland, einer Schwester Elisas, war.
  5. Arzt in dem Bade Ronneburg, nahe Löbichau.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/251&oldid=- (Version vom 16.10.2024)