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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/252

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Andenken unserer geliebten Sulzer hinterlasse; doch so lange Tiedge lebt, muß er die Schläge dieser uns so werthen Uhr hören.

So lange Tiedge lebt, darf aus den Zimmern, die zu seiner Wohnung bestimmt sind, kein Meubel verrückt, kein Gemälde genommen werden, denn ich wünsche, daß Tiedge und alle meine Freunde, die den Theuern besuchen, diese Zimmer in der nehmlichen Ordnung finden, wie diese während meines Lebens waren. Mögen Freund Tiedge und alle meine Freunde, die den geliebten Verlassnen besuchen, sich dann sagen: „Unsre Elisa ist zwar zum neuen Leben hinter dem dunkeln Vorhange des Todes von allweisen Schöpfer der Welten abgerufen worden, aber ihr Geist umschwebt uns, wir wollen ihren Wunsch erfüllen und ihre Seligkeit nicht durch zu tiefen Schmerz und Wehklagen stören, sondern in ihren vormaligen Zimmern das Andenken unsrer geliebten Heim gegangenen mit ruhiger Ergebung feiern“.

Nr. 9. Noch hinterlasse ich Freund Tiedge als Eigenthum meine Chaise, in welcher wir die Reise nach Carlsbad machten, mit dem dazu gehörenden Reisebette und Bettsack. Das braucht wohl nicht erwähnt zu werden, daß das in meinem Schlafzimmer stehende Bett mit allen in diesem Bette befindlichen Federbetten, Kissen und der Reise-Matratze, der wollenen und seidenen Decke, so auch das seidene Ueberbett, zu Herrn Tiedges Eigenthum gehören. So verbleiben ihm auch die zu seinem Bette gehörende Matratze, die Decke, das Ueberbett und die Rehhaut, welche auf die Matratze gelegt wird.

Von meinem sehr spärlichen Wäsch-Vorrath erhält Herr Tiedge: vier Paar der besten Betttücher und zu allen Kissen, um diese in beiden Betten zu beziehen, zwei Bezüge. Auch habe ich einen kleinen Vorrath von Tafelzeug, und so bestimme ich für Herrn Tiedge vier meiner feinsten Tischtücher, zu jedem Tischtuche eben so feine Servietten, acht an der Zahl; zwei gröbere und kleinere Tischtücher; zu diesen beiden Tischtüchern erhält Herr Tiedge acht Servietten an der Zahl; vier und zwanzig feine Handtücher, zwölf gröbere und zwölf Wischtücher.

Von meinem Tafelservice erhält Herr Tiedge die mittlere Suppenterrine mit ihrem Untersetzer; die kleinere, auch mit ihrem Untersetzer; vier Schüsseln, zwölf Suppentellern, 24 flache Tellern; eine Saucière mit einem Untersetzer, vier Salatièren, die gläserne Schale zu Salat.

Unter meinen Tassen gehören viere, welche Herr Tiedge mir geschenkt hat. Diese erhält der Theuere zurück, und von meinen Tassen bekömmt Tiedge vier Paar der schönern: die Tasse mit Gleims[1] Schattenriß und drei paar Tassen mit vergoldetem Rande.

An Gläsern erhält Tiedge vier große schöne Wasserflaschen, zwei schlechtere; zwölf Wassergläser, zwölf Weingläser, zwölf Champagnergläser und zu diesen das Weinglas, aus welchem ich täglich an der Tafel trank.

An Silber das große Tafelbesteck in einem schwarzen Kasten; dies besteht in zwölf Eßlöffeln, zwölf Messer und Gabel, zwölf Dessertlöffel und Dessertmesser und Gabeln und einem Suppenlöffel. Die beiden kleinen silbernen Kannen, die eine zu Thee, die andere zum Kaffee; so auch das kleine Sahnenkännchen. Diese drei Stücke hatten wir auf der Reise durch Italien mit. Zwölf silberne Theelöffel, die silberne Nachtlampe, zwei große plattirte Leuchter und die metallne Glocke, welche ich Tag und Nacht gebraucht habe.

Nr. 10. Von meinem, in meinem Geldschranke und meiner Chatoulle befindlichen Silbergelde erhält Tiedge am Tage meines Begräbnisses 400 Thlr pr. Cour. – Bis zum Tage nach meinem Begräbnisse führt Pappermann die Wirthschaft fort, frägt Herrn Tiedge jeden Abend, wen er am folgenden Tage zu Tische haben will und was gekocht werden soll; denn ich wünsche, daß Tiedge, so lange mein Leichnam noch nicht unter der Erde liegt, täglich zwei Freunde zu Tische habe, auch mehrere Tage nach meiner Beerdigung nie allein zu Mittage speise, Pappermann legt bis nach dem Tage meines Begräbnisses an Freund Hase täglich die Rechnung der Geldausgaben ab; doch bleibt alles, so lange mein treuer Pappermann und seine wachsame Frau die Wirthschaft führen, unter dem Verschluß dieses sorgfältigen Paares. Daß alle Geldausgaben in dieser Zeit von meinem Geldvorrathe bestritten werden, versteht sich. So wird auch, so lange Pappermann bis zu meinem Begräbnisse die Wirthschaft fortführt, der tägliche Weinbedarf aus meinem Keller genommen. Nach meiner Beerdigung aber übergiebt Pappermann meinem verehrten Freund, Hofrath von Langenn, die Schlüssel vom Geldschrank und vom Keller. Mein Rechnungsbuch wird es bezeugen, wieviel Geld und Wein nach meinem Begräbnißtage übrig seyn kann. Ist Hofrath von Langenn in dieser Zeit abwesend, dann übergiebt Pappermann meinem erprobten Freunde Hofrath Hase die Schlüssel.

Nr. 11. Seit einigen Jahren ersparte ich für Freund Tiedge, von der Pension, die ihm von der seligen Frau von Städer[2] in ihrem Testamente für die Erziehung ihrer beiden Töchter jährlich bestimmt war, einige Stück L. d’or. Doch nahm Tiedge nicht die ihm volle zugesicherte jährliche Pension an; und seit den zweijährigen Kriegsjahren 1806 und 1807 erließ Tiedge seinen vormaligen Schülerinnen wieder auf immer 100 Thlr. in Golde . . . . .


  1. In jungen Jahren hatte sich Tiedge als ein Schützling des alten Dichters Gleim den Halberstädter Dichtern angeschlossen.
  2. Als Student war T. Hofmeister der Kinder einer Frau von Stedern gewesen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/252&oldid=- (Version vom 18.10.2024)